Anenzephalia Noehaem (Tesco / Zaetroum 2003) CD 7 Tracks Seit Jahren bereits hat sich das Einmannprojekt Anenzephalia als Quelle der nihilistischsten und bedrückendsten Ambientmusik etabliert. In meist karger Gestaltung präsentiert, nur mit den nötigsten Informationen versehen, steht deutlich die niederschmetternde Klangwelt im Mittelpunkt. Die vorliegende CD geht sogar so weit, nicht einmal die Stücke zu betiteln – geschweige denn Informationen zum Musiker zu geben. Des-Information statt „information-war“ – wie er sonst in der Industrialszene betrieben wird – dominiert. Sowohl der neue Labelname Zaetroum als auch der Titel dieser CD Noehaem können als Neologismen mit Bezug zu den deutschen Worten „Zeitraum“ und „Neu-Heim“ (also etwa: „Neue Heimat“) gesehen werden. Anenzephalias Sound besteht primär aus saugenden und scharrenden Flächen, in die sich meist unangenehme Störfrequenzen einschleichen: Klirren, Saugen, Scheppern und anschwellendes Maschinendröhnen. Die Stücke entwickeln sich langsam und hinterlassen nicht selten eine quälende Leere – offenbar Ausdruck manischer Depression. Kein Lichtstreif lockt am Horizont, statt dessen lastet die Einsicht in eine brütende Ausweglosigkeit. Manchmal brechen die Tracks einfach ab – eine weitere Strategie der Desorientierung. Nicht einmal die musikalische Dramaturgie bietet Verlässlichkeit. Rhythmen deuten sich an, werden aber bald dekonstruiert. No „Momma heartbeat“, wie es Stephen Thrower in :Ikonen: 3 ausdrückte. Die Stücke 6 und 7 nähern sich dann aggressiveren Power Electronics. Ein wechselseitiger Einfluss ist also nicht ausgeschlossen. Erst 7 bietet dann auch verzerrte Sprachsamples, deren Inhalt jedoch weitgehend verschlossen bleibt. Es erfordert einen seelisch gefestigten
Hörer, um sich diesem Hörerlebnis zu stellen. Wer es wagt, dem
öffnet sich das Tor zu einem wahrhaft schrecklichen „Neu-Heim“.
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