Jozef van Wissem & Jim Jarmusch The Mystery of Heaven Label: Sacred Bones Records Obwohl Jim Jarmusch in erster Linie als einer der renommiertesten Independent-Regisseure bekannt geworden ist und mit Werken wie „Stranger than Paradise“ (1984), „Down by Law“ (1986) oder zuletzt „The Limits of Control“ (2009) Filmgeschichte geschrieben hat, verbindet ihn eine tiefe Leidenschaft zur Musik. In den 1980er Jahren versuchte er sich selbst als Musiker in der No-Wave Gruppe „The Del-Byzanteens“, schloss sich der New Yorker Downtown-Szene an und knüpfte Freundschaften zu vielen Künstlern und Musikern. Bis heute gilt er als ausgewiesener Kenner der Punk-Szene über die er in Dokumentationen vielfach als Zeitzeuge berichtet hat. So war sein erster Film „Permanent Vacation“ dann auch ganz dem No-Wave-Cinema verpflichtet, portraitierte den Neo-Nihilismus der No-Future Generation und hatte mit dem Lounge-Lizzard Saxophonisten John Lurie einen echten Star der New Yorker Underground-Szene im Cast. Ein wahres Meisterwerk für die Verschmelzung von Musik und Film gelang Jarmusch schließlich 1995 mit seinem Noir-Western „Dead Man“, der vor allem durch den von Neil Young in nur einer Nacht eingespielten Soundtrack unsterblich wurde. Hier treffen düstere schwarz-weiß Tableaus auf eine zerstörerisch verzerrte Gitarre, deren Fragilität eine gespenstische Stimmung beschwört. Nur zwei Jahre später widmet Jarmusch seinem musikalischen Helden Neil Young mit der Dokumentation „The Year of the Horse“ (1997) ein audiovisuelles Denkmal, das mittlerweile zum Gerne-Klassiker avanciert ist. Jetzt – 2012 – hat sich Jarmusch erneut der Musik zugewandt: diesmal jedoch nicht als Beobachter hinter der Kamera, sondern als Musiker mit der Gitarre.
Das Album erzählt von einer Welt jenseits der modernen Großstädte, jenseits von New York, jener Stadt, mit der Jarmuschs Filme so stark verbunden sind. Es verweist auf die Antagonisten unserer 'zivilisierten’ und rationalisierten Gegenwart, ganz gleich ob dies nun die Mythologie, die Natur oder die Religion ist. Damit setzt „The Mystery of Heaven“ dort an, wo „Dead Man“ 1995 geendet hatte und ist eine Weiterführung der spirituellen Reise seines Protagonisten William Blake. Auch musikalisch schließt das Album an den Film an und orientiert sich ästhetisch an Neil Youngs Komposition. Auch hier treffen akustische Saitenistrumente auf elektrisches Feedback; auch hier finden Wiederholung und Variation zueinander; auch hier dominieren Brüchigkeit und gespenstische Atmosphäre. Wer „Dead Man“ mochte wird „The Mystery of Heaven“ lieben; wer „Dead Man“ geliebt hat, wird von dem Album nicht mehr loskommen – eine einfache und zugleich verhängnisvolle Formel. Patrick Kilian |
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