Mind & Flesh
Martyr Generation
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Label: nuit et brouillard
Format: CD (digipak), lim. 500 St.
Veröffentlichung: September 2012
Ein Märtyrer zeichnet sich durch die Bezeugung
seines Glaubens im Angesicht eines gewaltsam erlittenen Todes aus. Der
Kult um diese heiligen Toten entwickelte sich in den ersten Jahrhunderten
nach Christi in den Zeiten, in denen die christliche Gemeine von der römischen
Obrigkeit verfolgt wurde. Durch die religiöse Aufladung der Morde
an den frühen Christen sollte die Ohnmachtstellung in eine spirituelle
Überlegenheit umcodiert werden. „Martyr Generation“ –
das erste Album des Norwegers Anders B. unter dem Pseudonym Mind &
Flesh beschreibt nun eine Märtyrer-Generation, wobei offenbleibt
in welchem Kontext diese zu verorten ist. Zu hermetisch ist das düstere
Death-Industrial Album, dessen stoische Rhythmik, scharfen Synths und
verzerrte Stimme kaum externe Bezugspunkte zulassen und vor allem selbstreferentiell
zu sein scheinen.
Das Album ist düster und zeichnet einen ausweglosen
Weg vor, auf den sich der Hörer einlassen muss. Die schabenden, sich
ineinander verkeilenden Synthesizer-Loops dröhnen auf der ganzen
Albumlänge ohne Unterlass und werden nur durch die verzweifelt geschriene
und verzerrte Stimme durchschnitten. Keinen Lichtblick, keinen Moment
der Besinnung gesteht Mind & Flesh dem Hörer zu – konzentriert
und mit klarem Fokus verharren die Stücke in gleicher Stimmung. Lediglich
die letzten beiden Titel „Learning to Hate You“ und „Clashing
Icons“ öffnen sich: ruhige Melodielinien und eine meditativere
Atmosphäre zeigen an, dass das schlimmste überstanden ist. Ähnlich
wie Pascal Laugiers Film „Martyrs“ (Frankreich, 2008) scheint
Mind & Flesh den Weg des Märtyrers ästhetisch erlebbar machen
zu wollen. Und obwohl „Martyrs“ das intensivere Werk ist,
gelingt es auch „Martyr Generation“ diese Ausnahmesituation
akustisch umzusetzen.
„Martyr Generation“ ist ein gelungenes Album,
das sich aus dem Meer der Industrial-Veröffentlichungen durch eine
konsequent durchgeführte Konzeption heraushebt und ein Publikum verdient
– auf ein entspanntes Hörerlebnis sollte man sich allerdings
nicht einstellen.
Patrick Kilian
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