Lord Foul
Killing Raping Burning / The Devils Advocate
Label: Dais Records
Format: 12’’ Vinyl
Veröffentlichung: Juni 2011
Dais Records hat sich in den letzten fünf Jahren
gewissermaßen einen Ruf damit gemacht, verschollene und obskure
Werke aus dem musikalischen Untergrund auszugraben und in hochwertigen
und streng limitierten Veröffentlichungen wieder verfügbar zu
machen. Neben Genesis P- Orridge, Ghédalia Tazartès, wurden
so auch Werke von Tor Lundvall, Andrew King und Robert Turman wieder,
oder auch zum ersten Mal ans Licht der Welt gebracht. Nun veröffentlicht
das Label Lord Fouls Komplettwerk. Neben dem 1993 erstmals auf Kassette
erschienen „Killing Raping Burning“, ist auch das bisher unveröffentlichte
„The Devils Advocate“ (1994) Teil der Veröffentlichung.
Das Kriterium der Verschollenheit erfüllt die Veröffentlichung
damit genauso, wie jenes für Dais ebenso essentielle Kriterium der
Obskurität.
Lord Foul ist das Soloprojekt eines hinter dem Pseudonym
„Roach“ verborgenen Musikers aus Louisville, Kentucky. Alle
Instrumente wurden von ihm alleine mit einem 4-Spur Recorder aufgenommen
und bewegen sich innerhalb des Black-Metal Genres. Die kurzen von der
aggressiv fauchenden Stimme und der bescheidenen Aufnahmequalität
geprägten Stücke sind stets durch Filmsamples miteinander verbunden.
Dies verleiht dem Album nicht nur eine gewisse Homogenität, sondern
auch einen nicht abzusprechenden Charme. Obwohl sich die Aufnahmequalität
zwischen den beiden Demos hörbar verbessert hat, bleibt das Rauschen
doch stetiger Begleiter beim Hören und erinnert daran, dass dieses
Werk nicht in einem Studio, sondern wahrscheinlich einem Keller aufgenommen
wurde. Das ist im Bereich des Black Metal allerdings keine Ungewöhnlichkeit,
sondern eher genre-spezifische Konvention. Dennoch versprüht das
Album eine Aura der Beklemmung und Verzweiflung, die aus dem tristen Louisville
der 90er Jahre direkt zum Hörer spricht. Seine Emotionen seien „echt“
und nicht bloß vorgespielte Klischees betont Lord Foul in einem
dem Album beiliegenden Interview.
Das echte Highlight der Veröffentlichung ist allerdings
die hochkarätige Gestaltung der Platte: Da die Stücke auf nur
einer LP-Seite Platz fanden, ist die andere Seite durch eine aufwendige
Gravur verziert, die – wie könnte es anders sein – ein
großes Pentagramm darstellt. Entworfen wurde sie von dem Tattoo-Künstler
Bryan Burk. Auch das eingeprägte Cover-Artwork auf schwarzem Grund
ist wertig gearbeitet. Ein vierseitiges Booklet mit den Songtexten sowie
einigen Interviews rundet die Veröffentlichung stimmig ab.
Dais Records ist es gelungen ein eigentlich vergessenes
und auch heute durchaus entbehrliches Werk so stilvoll aufzubereiten,
dass es fast kaufpflichtig wird. Das Album erscheint nun eher wie ein
Zeit-Dokument aus dem untergegangenen Untergrund der 90er Jahre. Die Interviews
vervollständigen diese Edition und retten Lord Foul aus dem Orkus
des Vergessens. Auch Marginalien vervollständigen das Bild einer
Musiklandschaft, das bliebe anlässlich dieser Veröffentlichung
festzuhalten.
Patrick Kilian
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