Hallow

s/t

Format: 2xLP
Label: YouthAttack / Teenage Teardrops
Veröffentlichung: 2009

Bei Hallow handelt es sich um ein Projekt des New Yorker Musikers und Künstlers Mark McCoy, der hier einen Soundtrack zu seiner gleichnamigen Einzelausstellung in der Hope Gallery in Los Angeles geschaffen hat.

Die Veröffentlichung ist auf das Format Schallplatte beschränkt und zeichnet sich durch besondere Schlichtheit in der Gestaltung aus. Im Booklet finden sich die Tuschezeichnungen der Ausstellung, von denen zwei auch für die Cover verwendet wurden. Auf den vier LP Seiten finden sich insgesamt neun Tracks die alle unbetitelt sind und über die das Booklet, wie auch über die beteiligten Musiker, keine weiteren Informationen preisgibt.

Musikalisch muss zwischen den einzelnen Seiten stark differenziert werden. Während auf der ersten Seite (A) Blackmetal beeinflusster Hardcore dominiert, der auf die früheren Werke Mccoys verweist, lösen sich die Strukturen auf den folgenden Seiten immer weiter auf. Auf Seite (B) taucht das Schlagzeug, das vorher eine strukturierende Rolle eingenommen hat, nur noch arbiträr auf und lässt so Raum für die Gitarren, Feedbacks und Stimme die sich in einer düsteren Noise-Athmospäre verlieren. Auf der dritten Seite (C) wird die Dekonstruktion der Struktur noch weiter verschärft und eine Klanglandschaft entwickelt, die durch ein monotones, verzerrtes Rauschen und einzelne Feedbackeinwürfe gekennzeichnet ist. In dieser stark an power electronics angelehnten Komposition sind die vorkommenden Instrumente nicht mehr identifizierbar und komplett in der neuen Gesamtstruktur verschwunden. Dieser Weg der Strukturauflösung und Neudefinierung scheint das übergeordnete Anliegen des gesamten Werks zu sein und spiegelt sich auch in der Aufnahmetechnik der Platte wieder. Bei allen Titeln befindet sich diese nämlich an der Grenze der Belastbarkeit und neigt so dazu die Dekonstruktion der Struktur und der einzelnen Instrumente noch weiter zu betonen. Schon auf der ersten Seite sind Bass, Gitarre und die bis zur Unkenntlichkeit verzerrte Stimme so stark miteinander vermischt das die, hier noch vorhandenen, Songstrukturen nur durch das Schlagzeug erkennbar sind. Auch die Aufnahmen auf den folgenden Seiten sind durch die Aufnahme geprägt, die so fast den Rang eines Instruments einnimmt und stark zur Klanggestaltung beiträgt. Auf der vierten Seite (D) ist nur noch kratzendes beißendes Noise zu hören das lediglich in der Frequenz verändert wird und das Ergebnis eins Samplings zu sein scheint, das nun immer an der Grenze zum Kollaps modelliert wird.

Mark McCoy hat hier einen Soundtrack vorgelegt, der musikalisch zwischen allen Stühlen steht und sich souverän durch die einzelnen Genres von Blackmetal bis zu vollkommen abstraktem Noise arbeitet, um so bekannte Strukturen zu problematisieren und neue zu entwickeln. Die Dekonstruktion lässt auch in der Geschwindigkeit aufzeigen, da diese als musikalischer Parameter im Verlauf des Albums vollkommen verschwindet. So findet ein Wandel von Blastbeats zu vereinzelten, unregelässigen Einwürfen statt, bis das Schlagzeug auf Seite (D) schließlich vollständig verschwindet und das Tempo als musikalischer Formgeber obsolet wird.

Im Vergleich zu seinen zahlreichen vorherigen Veröffentlichungen die sich alle mehr oder weniger in der Tradition von Punk und Hardcore bewegt haben, muss diese als echte Innovation und wichtiger Schritt im Schaffen McCoys gesehen werden. Auch aufgrund der sachlichen, aufgeräumten und in schwarz-weiß gehaltenen Gestaltung, die die Kälte und Entrücktheit der Musik widerspiegelt, ist dies eine überaus gelungene Platte.

Patrick Kilian