ELECTRA GLIDE IN BLUE /HARLEY DAVIDSON 344

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Originaltitel: Electra Glide In Blue
Pierrot Le Fou/Alive
Regie: James William Guerico
Darsteller: Robert Blake, Billy „Green“ Bush, Mitch Ryan, Jeannine Riley, Royal Dano, Nick Nolte
Lauflänge: 108 Minuten
Specials: Einführung des Regisseurs, Audiokommentar
VÖ: 17.07.2009

ELECTRA GLIDE IN BLUE, der einzige Spielfilm des Musikers James William Guerico, ist ein vergessenes Meisterwerk der fruchtbaren New Hollywood-Ära der 1970er Jahre.

Einst umstritten wegen seiner Perspektive aus Sicht eines überambitionierten und korrekten Motorradcops, der auch mal Zielschießen auf ein EASY RIDER-Plakat übt, verglichen mit 'reaktionären' Polizeifilmen jener Jahre (DIRTY HARRY), ist dieses Road Movie eigentlich ein Neo-Western. Und ein melancholisches Highwaydrama über scheinternde Hoffnungen. Robert Blake (aus LOST HIGHWAY) als Highwaypatrolman Wintergreen überzeugt als Kriminalpolizeianwärter, der einen obskuren Mord/Selbsmord aufklären möchte und schließlich seinem eigenen Berufsethos zum Opfer fällt (spoiler!): Als er zwei Hippies ihre Fahrzeugpapiere hinterherfahren will, wird er aus dem Fahrzeug heraus erschossen. Er stirbt mitten auf dem endlosen Highway sitzend, während sich die Kamera langsam in die Panoramatotale entfernt.

ELECTRA GLIDE ist eine Art Gegenentwurf zum anarchischen Bikerkino jener Jahre. Wintergreen repräsentiert die andere Seite, er ist der lästige Cop, der Geschwindigskeitsüberschreitungen ahndet und von Hippies und Rockern als 'Bullenschschwein' baschimpft wird. Dabei bleibt der Film ganz auf seiner Seite, zeigt seine eigenen Träume und Heldenphantasien. Wie Kenneth Angers SCORPIO RISING beginnt der Film mit dem Ritual des Ankleidens, wobei er die schwarze Lederkleidung des Motorradpolizisten in freeze frames fetischisiert. Dazu hören wir pathetische Orchestermusik, die erst am Ende wieder erklingt, als Wintergreen den Heldentod im Einsatz stirbt - alleine und letztlich nie verstanden.

Ein Männerfilm aus Hollywoods großer Zeit. Ein schöner Western der großen Gesten. Ein pittoreskes Road Movie. Wie das amerikanische Pendant (MGM Home Video) bietet die überraschende deutsche DVD die Einführung des One-Time-Directors, sowie den aufschlussreichen Audiokommentar, der viel über jene Jahre verrät. Ein Kleinod - und Muss für Fans des anspruchsvollen amerikanischen Kinos.

Marcus Stiglegger