Beautiful Originaltitel Arumdabda Der Name Kim Ki-duk löst zumindest in europäischen Cinéastenkreisen seit jahren ein Aufhorchen aus. Seit seinen frühen Werken in den 1990er Jahren hat er eine radikal persönliche und äußerst pessimistische Sicht auf die südkoreanische Gesellschaft entwickelt, die sich in streng stilisierten Psychodramen Bahn bricht. Kims Filme sind poetisch, grausam und schön. Als 2008 im Panorama der Berlinale der von ihm geschriebene und produzierte Spielfilm BEAUTIFUL lief, war die Erwartung groß. Strenggenommen handelt es sich dabei um das Spielfilmdebut des Nachwuchsregisseurs Juhn Jai-hong, doch Thema und Stil schließen nahtlos an Kims späte Film TIME und BREATH an. Eun Yeong ist eine schöne junge Frau. Von so anmutiger Erscheinung, dass die Männer ihr zwanghaft verfallen, während die Frauen sie beneiden. So wird Yeong zusehens isoliert und fühlt sich den ständigen Avancen und Zudringlichkeiten hilflos ausgeliefert. Als sie von einem Stalker in ihrer Wohnung vergewaltigt wird und dieser sich selbst bei der Polizei anzeigt, hat einer der Polizisten gar Verständnis für den Täter. Sein Kollege hingegen folgt der Frau und versucht, sie aus der Ferne zu schützen - ein für Kim äußerst typisches Motiv (BAD GUY, BIN-JIP usw.). Eun Yeong beginnt, ihr Äußeres zu hassen und will es zerstören, es mit massig Nahrung verformen bzw. durch Hungern auszehren. Ihre Vorhaben misslingt, denn der Polizist rettet sie abermals. Dann wandelt sie sich zum verführerischen Vamp (hier ähnelt der Film Abel Ferraras MS.45), was auch den Polizisten in die Verzweifelung treibt. Während sie sich in einen paranoiden Wahn hineinsteigert, beschließt er das ultimative Opfer, um ihr endlich nah zu sein. Leidenschaft und Schönheit, die in Gewalt und Zerstörung mündet: das ist sicher nicht neu und ähnelt den verzweifelten Körpermodifikationen in Kims eigener Regiearbeit TIME. Doch als weiterer Baustein in diesem Kontext macht der in glasklaren Bildern inszenierte Film Sinn. Hervorragend besetzt und hyperreal stilisiert, stellt er seine Metaphorik deutlich aus. So erfahren wir wenig über die Psychologie der Figuren, sie sind vielmehr selbst Bilder für einen Zustand großstädischer Krise und ennui. Die Doppel-DVD von Eye See wird dem Film voll gerecht und enthält koreanisches Bonusmaterial (Making Of, Interviews, Deleted Scene, Kurzversion des Films als Clip, Trailer) sowie Aufnahmen von der Berlinale, wo der Regisseur eine Arie schmettern darf. Kernstück der zweiten Scheibe ist jedoch sein erster Kurzfilm CALLING YOU, der mit entsättigter Optik, fragmentiertem Schnitt und finsterem Industrialscore von der Unmöglichkeit zwischengeschlechtlicher Kommunikation erzählt, die tödlich endet. BEAUTIFUL - ARUMDABDA ist eine der aufregendsten DVD-Editionen der letzten Monate, technisch einwandfrei präsentiert und wartet mit gelungenem Zusatzmaterial auf. Zusammen mit dem schönen Digipak ist das ein absoluter Tip für Cineasten mit Neigung zum asiatischen Minimalismus. Marcus Stiglegger |
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