Beats Rhymes & Life. The Travels Of A Tribe Called
Quest
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Anbieter: Mindjazz Pictures
Regie: Michael Rapaport
Kamera: Robert Benavides
Länge: 98 Min.
Bildformat: 1.8521
Ton: Englisch (Dolby Digital 5.1), deutsche Untertitel
Freigabe: 12 Jahre
Der Dokumentarfilm „Beats Rhymes & Life.
The Travels Of A Tribe Called Quest“ zeichnet das Portrait einer
der einflussreichsten Hip-Hop-Bands und ist gleichzeitig eine Art Kulturstudie.
A Tribe Called Quest sind musikalische Ethnologen: Seit
ihrer Gründung im Stadtviertel Queens in New York 1985 haben sie
in ihrer Musik fast die gesamte afroamerikanische Popkultur zitiert und
recycelt. Das musikalische Zitat in Form von Sampling gehörte von
jeher zu den ureigensten Techniken des Hip-Hops, wurde von A Tribe Called
Quest jedoch virtuos perfektioniert. Sie verarbeiteten unterschiedlichste
Einflüsse in ihren Stücken und mischten auf den Plattentellern
Sly and the Family Stone mit The Sugarhill Gang oder Jimi Hendrix mit
Stevie Wonder. Aber auch Lou Reed, The Beatles oder The Young Rascals
fanden den Weg in ihre Plattenschränke und später in die Songs
der Gruppe. Mit den fünf Alben, die ATCQ zwischen 1990 und 1998 aufgenommen
haben, sind sie zu einer der einflussreichsten Größen des Hip-Hop
geworden und auch zu so etwas wie den Bewahren eines musikalischen Gedächtnisses.
Der Dokumentarfilm „Beats Rhymes & Live. The Travels
Of A Tribe Called Quest“ (2011) widmet sich nun der Gruppe und zeichnet
ihr filmisches Portrait von der Gründung bis zur Auflösung 1998
und dem Comeback 2008. Regisseur Michael Rapaport hat die Band bei ihrer
Reunion-Tournee begleitet, zeigt schonungslos die inneren Konflikte zwischen
den Hauptprotagonisten MC Q-Tip und MC Phife Dawg, sowie die schwere Diabeteserkrankung
des letzteren. Trotz seiner subjektiven Herangehensweise bekennt er keine
klare Position, hält offen welches die für die Trennung verantwortlichen
Faktoren waren und lässt die Künstler gleichberechtigt zu Wort
kommen. Viel interessanter sind jedoch die Passagen, in denen das künstlerische
Werk von A Tribe Called Quest gewürdigt und eingeordnet wird. Als
Kontrast zum aggressiven Gangsta-Rap ihrer Zeit zeichneten sich ihre Stücke
durch kompositorische Finesse und intellektuell-poetische Texte aus. Mit
dem Rückgriff auf alte Jazz-Platten als Grundlage ihrer Beats und
Samples, aber auch durch die Zusammenarbeit mit dem Miles Davis-Bassisten
Ron Carter auf dem Album „Low End Theory“ (1991), reihten
sie sich in die Tradition des Jazz ein. Ihre Musik kann allerdings auch
als kulturelle Spurensuche und Versuch einer rückblickenden Synthese
gedeutet werden. Wenn der Film Q-Tip beim Stöbern im Plattenladen
zeigt, wirkt dies wie eine musikalische Feldforschung, die dann im Studio
systematisch ausgewertet wird. Hier zeigt sich das eigentliche Verdienst
der Band: die Bewahrung eines kulturellen Erbes. Zusammen mit De La Soul,
den Jungle Brothers und einigen anderen hatten sich ATCQ schon in den
1980ern zum „Native Tounges“-Kollektiv zusammengeschlossen,
um die afrikanischen Ursprünge in der amerikanischen Musik zu bewahren.
„Afrocentricity“ war der Slogan unter dem sich diese Suche
verortet lässt.
Genau wie A Tribe Called Quest, hat sich Michael Rapaport
nun selbst zum kulturellen Ethnologen gemacht und erforscht die Wurzeln
jenes „Tribes“. Auch er beobachtet und versucht zu ordnen.
Claude Levi-Strauss hat in seinen Schriften immer wieder den Zusammenhang
von Sprache und Kultur betont: A Tribe Called Quest sind Ethnologen in
diesem Sinne und haben mit ihren Rhymes und Samples 70 Jahre afroamerikanischer
Popkultur wiederbelebt und verdichtet zusammengeführt. Ihre Kompositionen
haben vergessene Verbindungslinien sichtbar gemacht und teils verborgene
Strukturen neu aufgezeigt. Jazz, Blues, Soul und Funk verschmelzen dabei
in einem gemeinsamen Verwandtschaftssystem. „Beats Rhymes &
Live“ erscheint am 26. Oktober bei dem Label Mindjazz Pictures auf
DVD und wendet diese Herangehensweise nun auf den Hip-Hop und die Band
selbst an. Der Film ist so sehenswert, dass es fast gar nicht auffällt,
dass die Veröffentlich ganz ohne Extras daherkommt: „Can I
kick it? – Yes you can!“
Patrick Kilian
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