BARDOSENETICCUBE & IGOR V. PETROV
The Perpetuum Mobile Space Vehicle
CD mit 6 Tracks im Digipack Mechanoise Labs (CD)
Das Zusammenspiel von Industrial/Noise mit jazzig
orientierten Musikern ist leider ein wenig in Vergessenheit geraten. Weder
Jazzmusiker, noch Künstler im Post-Industrial scheinen an der Fusion
der zwei, im Idealfall hoch experimentellen Musikrichtungen reges Interesse
zu haben.
Das St. Petersburger Noiseprojekt mit dem eigentümlichen
Namen BARDOSENETICCUBE arbeitet auf dieser CD mit einem Saxophonisten
zusammen. Bekanntermaßen ist das Saxophon ein Instrument, das durch
seinen vielseitigen Klang für derartige Experimente prädestiniert
ist.
Bereits die Gestaltung der Verpackung läßt von
Anfang an vermuten, dass man hier entschieden mit den Klischees des Noise-Genres
brechen will: Ein insektoid-organisches Raumschiff in einem vernebelten
Urwald paßt eher zu selbstgefälligem Progressive-Rock, denn
zu der Attitude, die meist mit Noise transportiert wird.
So beginnt auch die CD mit untypischem Klaviersound, kurz
darauf setzt begleitend eine Bohrmaschine ein, das Klavier wird monotoner
im Spiel, und faded langsam aus, um einem hochfrequenten Pfeifen das Feld
zu überlassen. Ganz leise im Hintergrund beginnt bereits das Saxophon,
allerdings kippt das Ganze dann schlagartig wieder in ein sehr geräuschintensives
Schnarren und Dröhnen um. Der Saxophonist setzt gerade zu duellant
dazu ein, und schiebt eine verrückt melodische Klangwand gegen den
Krach. Es ist einfach bemerkenswert wie gut dieses Unterfangen glückt.
Man belässt es allerdings nicht beim Saxophon, auch jazzige Schlagzeugrhythmen
werden eingewoben, man läßt nichts unversucht, um ein Maximum
an Abwechslung zu ermöglichen.
Meist hört man jazzig oder Noise dominierte Passagen,
die langsam ineinandergleiten.
Der Ideenreichtum der Musiker ist beachtlich, und läßt
das Interesse des Zuhörers nie abebben. Immer wenn er sich gerade
an eine Komposition gewöhnt hat wird diese verworfen und durch eine
neue ersetzt. Auch Samples werden gezielt eingesetzt. Teils läßt
sich nur erahnen worum es sich dabei handelt, teilweise werden die Stücke
von russischen Texten fast dominiert. Es ist ein gewagtes Unterfangen.
Vermutlich wird es Jazzfreunden zu krachig sein, und der dem Noise zugetane
Hörer wird sich an den langen Jazzpassagen stoßen. Ein eigenwilliges
Projekt, das sich simpler Kategorisierung verweigert. Eigentlich ist das
etwas sehr Erfreuliches, diese CD besticht durch ihre guten Ideen, ihre
technisch einwandfreie Umsetzung und ihren Neuigkeitswert.
Ein sehr gelungenes, echtes Experiment, schade dass
es nur knapp 42 Minuten dauert.
Daniel Novak, 1.2.2008
|