Yen Pox

Blood Music

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Label: Malignant Records
Format: 2CD
Veröffentlichung: 15.5.2010

Bei der hier vorliegenden Veröffentlichung handelt es sich um eine re-issue des ursprünglich 1995 veröffentlichten Werks Blood Music der Dark Ambient Formation Yen Pox. Diese ist im Rahmen der Wiederveröffentlichung um andere Aufnahmen des Duos ergänzt worden, und enthält neben der ersten Kassettenveröffentlichung auch einen Beitrag zu einer Kompilation und einen bisher nur auf 7“ erhältlichen Titel. Blood Music ist somit nicht nur zu eine reine Neuauflegung, sondern eine Art ausschnittartige Werkschau der Gruppe. Die auf zwei CDs verteilten Stücke überschreiten zusammen die zwei Stundenmarke und bieten so genug Raum sich intensiv mit dem Schafften von Yen Pox vertraut zu machen.

Auf der ersten CD befinden sich die sechs Titel von Blood Music und ein bisher unveröffentlichter siebter Track. Schon die Namen der Stücke antizipieren die inhaltliche Ausrichtung des Albums. So zeugen die Bezeichnungen Infinite Domain, Purgatorio oder Descent davon, dass hier eine musikalische Auslotung unendlicher Abgründe und deren Grenzbereichen vorgenommen wird. Ganz im Gewand des Dark Ambient pulsieren die Stücke in einer, fast über die gesamte Albumlänge durchgehaltenen, Stimmung, von gleichförmigem Anschwellen und Abklingen, von Klang und Nachhall. In der Instrumentierung unterscheiden sich die Stücke kaum und sind nur in feinen Nuancen voneinander trennbar, die jedoch bei mehrmaligem Hören die Dramaturgie des Werkes bestimmen und Höhepunkte setzten. Insgesamt bewirkt das ruhige Oszillieren zwischen Momenten von fast vollständiger Stille, mit Phasen von schier ohrenbetäubendem Dröhnen, eine meditative Stimmung. Dies empfindet die Regelmäßigkeit eines Blutkreislaufs nach, wirkt jedoch nie beruhigend, sondern forciert innere Aufwühlung und Unbehaglichkeit, was über die bedrohliche, ja fast apokalyptische Soundgestaltung erzielt wird. Blood Music hat so eine höchst körperliche Dimension, die weit über die einzelnen Stücke hinausgeht und sich nur auf der vollen Albumlänge entfaltet.

Die Tracks der zweiten CD machen es dem interessierten Hörer nun möglich dem Schaffen von Yen Pox noch tiefer nachzugehen. Die enthaltenen Stücke stammen aus der Zeit zwischen 1993 und 1997, und zeigen so sowohl die Vor- als auch die Folgegeschichte von Blood Music. Trotz einer ähnlichen Grundstimmung fällt auf, dass diesen eine übergeordnete Gesamtkonzeption fehlt. Nichts desto gleich bestechen sie als Einzelstücke und sind, mit den Blood Music Kompositionen verglichen, nervöser und aufwühlender.

Mit Blood Music liegt hier eine wirklich spannende Wiederveröffentlichung vor, die Malignant Records auch optisch ansprechend würdigt. Im stilvollen Artwork dominieren die Farben Rot und Schwarz, die ein Herz, beziehungsweise dessen Inneres zeigen. In Rückgriff auf die oben erwähnte inhaltliche Auseinadersetzung mit Infiniten und dessen Randbereichen kann resümiert werden, dass es Yen Pox hier gelungen ist ein Werk zu schaffen, das diesen Zusammenhang durch meditative Elemente und deren konstante Störung körperlich erfahrbar macht. Ein Booklet mit Informationen, Entstehungsgeschichte oder liner notes hätte dieser Veröffentlichung durchaus gut getan und sicher dazu beigetragen den Charakter der künstlerischen Retrospektive stärker zu betonen. Was jedoch nichts daran ändert, dass Blood Music eine außerordentlich gelungene und empfehlenswerte Veröffentlichung darstellt.

Patrick Kilian