THE WRESTLER Originaltitel: The Wrestler Mit PI und REQIUEM FOR A DREAM etablierte sich Darren Aronofsky als einer der originellsten Köpfe amerikanischer Filmkunst. Danach wurde es ein zeitlang still um ihn, denn sein mystisches Groß-Projekt THE FOUNTAIN ließ sich nicht finanzieren. Er schrieb eine Comic-Version seiner epochalen Liebesgeschichte, und dreht den Film schließlich mit neuer Besetzung in Kanada. THE FOUNTAIN war bei großen Teilen der Kritik aufgrund seiner spirituellen Weltanschauung umstritten, unterstrich aber Aronofskys Stellung als einer der letzten unabhängigen Visionäre des US-Kinos. Statt diesen einzigartigen Weg fortzusetzen, ruderte er mit seinem Sportlerdrama THE WRESTLER gleich mehrere Stationen zurück. Von der skeptischen Kritik weitgehend begrüßt und gefeiert, ist THE WRESTLER vor allem eines: Ein melancholisches Drama vom Niedergang eines Wrestling-Idols - solipsistisch verkörpert von Mickey Rourke, der in seiner Rolle offenbar ein Spiegelbild seiner versandeten Schauspielerkarriere sah. Er spielt Randy „The Ram“ Robinson, einen einst gefeierten Wrestler, der nun - ein Vierteljahrhundert später - unter Steroid-Missbrauch und körperlichem Verfall leider. Ein Herzanfall zeigt ihm seine Grenzen und bringt ihn zur temprären Neuorientierung. In einer Stripperin (Marisa Tomei) sucht er eine Gefährtin, auch zu seiner vernachlässigten Tochter (Evan Rachel Wood) sucht er wieder Kontakt. Doch THE WRESTLER ist keine tragikomische Rückeroberung des Lebens, der Film ist ein männliches Melodrama, das in Verfall und Tod endet, wenn The Ram unter dem Jubel seiner Fans zu einem letzten Sprung ansetzt. Der Krieger will auf dem Schlachtfeld sterben... In Venedig erhielt Aronofskys Film 2008 den Goldenen Löwen , viel wurde das Comeback des 1980er Stars Mickey Rourke beschworen, der einen Golden Globe dafür erhielt. Für Aronofsky jedoch ist THE WRESTLER ein sicheres Terrain: Mit bewegter Handkamera und körnigen Breitwandbildern schafft er eine große Intimität zu seinem Protagonisten. Und schauspielerisch bringt er Rourke zur kreativen Selbstopferung. So glänzt er sowohl als Komiker (an der Fleischtheke) wie auch im Vater-Tochter-Drama während eines Strandspaziergangs. Die Arena-Kämpfe sind durchdrungen von Schmerz und Tragik, wirken weitgehend authentisch und mitunter sogar unangenehm. Doch THE WRESTLER ist zugleich dezent und harmlos in seinem humanistischen Gestus. Schönes und gediegenes Qualitätskino hat Aronofsky mit seinem vierten Werk geschaffen, amüsant und melancholisch, dynamisch und engagiert - doch weit entfernt von seinen bisherigen Bild- und Klang-Welten. Auf lange Sicht wird THE WRESTLER das Publikum ebenso teilen wie zuvor THE FOUNTAIN... Die Blu-ray von Kinowelt präsentiert den Film in seiner intendierten Körnigkeit und mit differenziertem Ton, wobei die Originalfassung unbedingt der erstaunlich schwachen deutschen Synchronisation vorzuziehen ist. Interessant ist das launische Interview mit Mickey Rourke, der offen über seine Schwächen spricht und Aronofsky mehr oder weniger als spießigen Bildungsbürger und Gesundradler beschreibt. das Making-Of bietet interessant Einblicke in die Dreharbeiten, vor allem was die Kampfszenen betrifft. Während Evan rachel Wood durch radikale Selbstüberschätzung glänzt, hätte man von Marisa Tomei gerne mehr gesehen. THE WRESTLER ist eine würdige und gelunge Präsentation, bietet aber aufgrund des Materials keinen Höhepunkt des Mediums wie etwa THE FOUNTAIN. Marcus Stiglegger |
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