WOLFZEIT
4/5 Sterne
Anbieter: absolut Medien
Bildformat: 2,35, 16/9 kompatibel 4/3
Tonformat: Dolby Digital 2.0
Sprachfassungen: Französisch, Deutsch
Untertitel: Deutsch
Specials: Trailer; Making of; Bio-/Filmografie
Die WOLFZEIT beschreibt den Moment des Zusammenbruchs der Zivilisation. In der germanischen Mythologie ist das die Zeit, in der der Fenriswolf unter den Menschen wütet, zugleich geraten alltägliche Charaktere in Grenzsituationen, die sie ihrem Mitmenschen ein Wolf werden lassen: Der Kampf um die letzten Ressourcen entbrennt: Trinkwasser, Milch, Medizin...
Michael Haneke ist nicht der Regisseur spektakulärer Actionszenarien, die mit Apokalypsestoffen oft verbunden werden. In Anlehnung an Peter Fleischmanns ähnlich gelagertes Roadmovie DIE HAMBURGER KRANKHEIT beobachtet er verschiedene Menschen angesichts dieser dramatischen Verhältnisse. Im Mittelpunkt steht eine Mutter (Isabelle Huppert) mit ihren beiden Kindern, deren Mann zu Beginn erschossen wird. Der Irrweg der zerstörten Familie endet in einem vermeintlichen Bahnhof, wo die Menschen – zunächst vergeblich – auf den letzten Zug warten. Rücksichtslose Geschäftemacher beuten die verwahrlosten Menschen aus, Haneke inszeniert das fast apathische Verharren der hoffnungslosen Menschen als latentes Horrorszenario, in dem jeden Moment destruktive Tendenzen durchbrechen können. Daher kann es sich der Film leisten, eine beklemmende Ruhe zu entfalten – mit langen Breitwandeinstellungen, ohne Musik, ohne konventionelle Spannungsdramaturgie. Man kann WOLFZEIT folglich als Endpunkt und Nachtrag zu Hanekes „Trilogie der gesellschaftlichen Vergletscherung“ lesen, die aus 71 FRAGMENTE EINER CHRONOLOGIE DES ZUFALLS, BENNY’S VIDEO und DER SIEBENTE KONTINENT besteht. Allerdings ist hier ein dem Titel entsprechender mythischer Utnterton deutlich präsent...
In einer DVD-Retrospektive werden künftigbei absolut Medien alle wichtigen Filme Hanekes gewürdigt (außer DIE KLAVIERSPIELERIN). Die nun vorliegende erste DVD der Michael-Haneke-Edition ist eine grundsätzlich lobenswerte Veröffentlichung, da es angesichts der deutschen Filmkultur immer ein Risiko darstellt, künstlerisch kompromisslose Filme herauszubringen. Und mit Trailer und Making-Of-Dokumentation sowie zwei Sprachfassungen mit optionalen Untertiteln bleiben auch nicht allzu viele Wünsche offen. Die Qualität des Hauptfilms ist ordentlich, die der Kurzdokumentation aufgrund des Videomaterials sehr grobkörnig. Man bekommt dort aber einen gelungenen Einblick in hanekes Arbeitsweise und Umgang mit den Schauspielern. Auf dem Coverinlay findet sich auch kurzes aber informatives Interview mit dem Regisseur, in den Menüs findet man Bio/Filmografische Angaben. Bild- und Tonqualität des Hauptfilms ist nicht herausaragend, aber ordentlich - zumal es sich hier ja auch nicht um eine Blockbusterästhetik handelt. Und von einem künstlichen Upmix hat man dankenswerterweise Abstand genommen.
Es ist wohl nicht zu erwarten, dass die Haneke-Edition künftig den Standard von Kinowelts Herzog-Reihe erreichen wird, wenn aber das Level dieser Veröffentlichung gehalten wird, kann man sehr zufrieden sein. Als nächstes ist die Kafka-Verfilmung DAS SCHLOSS geplant. Marcus Stiglegger
Buch: + Regie: Michael Haneke
Kamera: Jürgen Jürges
Schnitt: Nadine Muse
Produktion: F/Aut/D/2003 - Bavaria Film / Veit Heiduschka
Darsteller: Isabelle Huppert, Béatrice Dalle, Patrice Chéreau
, Rona Hartner, Maurice Bénichou
Originaltitel: Le Temps du loup
DVD, 109 Min., DVD-Gesamtdauer 123 Min., Farbe
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