Verlierer
3,5 / 5 Sterne (nur Single-DVD)
4,5 / 5 Sterne (Special Edition Boxset)
Bestellen
Anbieter: Sunny Bastards Films.
D 1986
Regie: Bernd Schadewald
Länge: 87 Minuten
Bild: 4:3
Ton: Deutsch (2.0, 5.1).
FSK: ab 12
Bonus: Trailer, diverse Vorschauen, Biografien. Boxset: Diverse Dokus,
umfassendes Booklet, Konzertausschnitte, Videos, Poster, Aufnäher.
Der renommierte Fernsehregisseur Bernd Schadewald
schrieb Mitte der achtziger Jahre einen kleinen Teil Fernsehgeschichte
mit seinem ZDF-Fernsehspiel VERLIERER, das nun bei Sunny Bastards als
DVD vorliegt. Man kann sich eineseits freuen, hier einen frühen Auftritt
des Tote-Hosen-Sängers Campino erleben zu dürfen, andererseits
besticht der Film aber durch einen ungewöhnlich physischen Blick
in das Bandenwesen des Ruhrgebiets jener Jahre.
Der von den Eltern zugleich misshandelte wie vernachlässigte
Junge Mücke (Mario Irrek) schließt sich der Straßengang
seines großen Bruders Richie (Ralf Richter) an. Die Sharks beherrschen
einen Teil der Stadt und vertriben sich die (arbeitslosen) Stunden mit
Alkohol, Musik und Schlägereien. Obwohl Richie es nicht gerne sieht,
dass Mücke immer tiefer in dieses Umfeld gerät, kann er den
Lauf der Ereignisse nicht aufhalten. Als sich die Gangs zu einer entscheidenden
'Schlacht' treffen, bleibt ein leben auf der Strecke - und Mücke
wird endlich die 'Kutte' tragen...
VERLIERER reiht sich einerseits ein in eine ganze Reihe
sozialkritischer Filme aus dem Nachhall des Neuen deutschen Films der
1970er Jahre, die Jugendkriminalität und Gewalt thematisierten, er
unterscheidet sich aber - durchaus untypisch für das Fernsehformat
-, indem er sich in der Inszenierung stellenweise deutlich an amerikanischen
Gangfilmen orientiert: Elemente aus THE OUTSIDERS, RUMBLE FISH und vor
allem THE WARRIORS tauchen hier auf - bis hinein in die Soundtrackmusik,
als sich die Bands am Ende sammeln: Hier wird die Anfangsszene aus WARRIORS
nachgestellt. Und das funktioniert nicht einmal schlecht - wenn auch das
deutliche 1980er-Ambiente etwas gewöhnungsbedürftig erscheint.
Man gewinnt einen heute nostalgischen Einblick in die Psychobilly- und
Metalszene, in Konzert- aber auch Actionszenen. Schadewald schließt
mit seiner rauhen Handkamera gelegentlich an die die Filme von Roland
Klick an, der mit seinem Musikdrama WHITE STAR (1984) mit Dennis Hopper
ebenfalls die gewalttätige Unterseite der Gesellschaft beschwor.
Es ist erfreulich, dass VERLIERER nun fast zwanzig Jahre
nach seiner Entstehung erneut zu seinem 'Recht' kommt und von einer jüngeren
Generation als Zeitporträt neu entdeckt werden kann. Einige inszenatorische
Unebenheiten und Ralf Richters expressiv-aufschneiderisches Schauspiel
werden zunächst irritieren, doch der Film kann auch heute noch durch
seine direkte und schonungslose Inszenierung beeindrucken.
Die momentan vorliegende etwas ärmliche DVD wird
im Herbst durch eine aufwändige Doppel-DVD ergänzt, auf der
sich auch eine retrospektive Dokumentation und Kurzfilme, Drehbuchauszüge
etc. finden werden. Der Film wurde übrigens fernsehformatig im 4:3-Format
gedreht und ist in den bei available light gedrehten Nachtaufnahmen sehr
grobkörnig - ein von der Inszenierung gewünschter Effekt, der
nichts mit der eigentlichen DVD-Qualität zu tun hat.
Marcus Stiglegger
|