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Thar Mapsal Program
Space
Label: Steelwork Manufactory
Format: CDr
Veröffentlichung: April 2011
Mit „Space“ legt das französische
Industrial-Duo Thar Mapsal Program ein bemerkenswertes Album vor: Eingespielt
auf einem 2-Track Recorder und ohne nachträgliche Overdubs, wirkt
das Album wie ein bewusstes Statement gegen die Modernisierungstendenzen
im Industrial. Auch der lange Aufnahmezeitraum zwischen 2005 und 2010
spricht für eine sehr überlegte – ja fast versessene –
Herangehensweise. Und tatsächlich ist es ihnen gelungen mit „Space“
ein Album zu schaffen, dass trotz seines puristisch-spröden Aufnahmedogmas
eine faszinierende Tiefe und Vielschichtigkeit hat. Auch die Referenzen
sind so zahlreich gestreut, dass eine klare Zuordnung schwer fällt.
Während der erste Titel „Motherfucking Grace“
mit seinem holprigen Drum-Computer-Beat stark an die experimentelleren
Zeiten von Public Image Ltd. erinnert, und den Hörer zunächst
sehr in die Irre führt, lassen die nächsten Stücke, teils
an die klaustrophobischen Arrangements von Throbbing Gristle, teils an
die monotonen Drone-Attacken Coils denken. Die Stimme wird hierbei meist
mit Effekten überlagert, grotesk verstellt und erinnert vereinzelt
an die schrägen Stammes-Gesänge der New Yorker Avantgarde-Band
Excepter. Diese Verweise sind von dem französischen Duo allerdings
nicht plakativ, sondern kunstvoll verwoben und in eigenen Interpretationen
verarbeitet. Wenn die Stimme im vorletzten Track „Manège“
nur noch als Schmatzen zwischen moduliertem Synthesizer-Geblubber auftritt,
und dann von einer Kirmes-Orgel konterkariert wird, beanspruchen Thar
Mapsal Program die Grenzen des musikalisch Kombinierbaren, und schaffen
so eine befremdliche Stimmung.
„Space“ ist ein Album, das mehrere Durchläufe
braucht, um den Hörer in seinen Bann zu nehmen, zu fehlplaziert wirkt
der wave-artige Opener und zu schräg die Mischung unterschiedlichster
Einflüsse und Stile in dem transparenten 2-Track Sound-Design. Gibt
man dem Album allerdings einen zweiten Versuch eröffnen sich dessen
Qualitäten, als unangepasste und wohlüberlegte Klang-Collage.
Die Platte beginnt dann ihre eigene Homogenität und Eigenlogik zu
entwickeln. Das Label Steelwork Manufactory hat das Album als CDr in einer
Auflage von 100 Stück herausgebracht, was sich leider auch in dem
etwas improvisiert wirkenden Artwork widerspiegelt, aber die Qualität
der Platte nicht schmälern soll. Ein echter Geheimtipp und ein spannendes
Hörerlebnis.
Patrick Kilian
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