Story of a Prostitute

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Anbieter: Eye See Movies / AV Visionen
Japan 1965
Regie: Seijun Suzuki
Laufzeit: 96 Minuten
Bild: sw 16:9
Ton: Japanisch (Mono)
Untertitel: Deutsch, Polnisch

Der Umgang Japans mit seiner Kriegsvergangenheit ist höchst ambivalent. Einseits gibt es zahlreiche Filme, die äußerst schonungslos mit Kriegsverbrechen und Traumata umgehen (etwa die BARFUSS DURCH DIE HÖLLE-Reihe), andererseits werden im Geschichtsunterricht die Genozidversuche in China während des 2. Weltkrieges gerne ausgespart. Auch der massive Einsatz von freiwilligen und unfreiwilligen Frontprostituierten, 'comfort women' genannt, gehört dazu. Neben den Sexskalvinnen aus Korea wurden auch japanische Frauen mit falschen Versprechungen an die Front gelockt, um patriotischen Dienst zu leisten. Eine dieser Tragödien erzählt der Roman "Story of a prostitute' von Taijiro Tamura.

Bereits 1963 hatte Nikkatsus wildester Regisseur Seijun Suzuki eine tabubrechende Farbversion eines Tamura-Romans gedreht: GATE OF FLESH. 1965 widmete er sich in atmosphärischen Schwarzweißbildern mit einem Hauch experimenteller Exzentrik dem zweiten Roman und drehte STORY OF A PROSTITUTE, einen seiner ernsthaftesten und wichtigsten Filme. Wer Suzukis ironische Yakuza-Filme kennt, wird über die melancholische Tragik dieses Kriegsmelodrams erstaunt sein.

Enttäuscht von ihrem Geliebten, der eine andere Frau heiratet, lässt sich die Prostituierte Harumi an die Manchurische Front versetzen. Hauptmann Narita ist umgehend von ihr fasziniert und will sie zu seiner persönlichen Sexsklavin machen, doch Harumi verliebt sich in dessen Adjutanten Mikami. Mikami gibt sich zunächst distanziert, wendet sich dem jungen Frau jedoch heimlich zu. Als die Demütigungen durch Narita zunehmen, rettet sich Harumi in Mikamis Arme. Bei einem chinesischen Angriff wird er verwundet und gefangen genommen. Harumi hindert ihn, sich das Leben zu nehmen, um seine Ehre zu retten. befreit von den eigenen Leuten, wird Harumi wieder ins Bordell geschickt, während auf Mikami die Todesstrafe wartet. Ein erneuter Angriff könnte das Paar retten, doch im letzten Moment stellt Mikami die japanische Ehre über die Liebe...

STORY OF A PROSTITUTE ist ein fast kalter, zynischer Film, der den absurden und inhumanen Ehrenkodex der japanischen Armee schonungslos verdeutlicht. In streng stilisierten Bildern erzählt er von wachsen einer fragilen Liebe in Zeiten des Terrors. Dass sich die Liebenden selbst verzehren, ist der fatalen Logik des Modells geschuldet, das Suzuki konsequent verfolgt. Ein harter und eindrucksvoller Film, schön und zugleich bedrückend in seiner Reduktion.

Das mutige Label Eye See Movies hat STORY OF A PROSTITUTE in einer stilvollen Digipak-Verpackung und in guter Abtastung vorgelegt. Zur japanischen Sprachfassung liegen nur deutsche Untertitel vor. Dafür ist der Film 16:9 anamorph codiert, was den Breitwandbildern gut bekommt. Obwohl keinerlei Bonusmaterial verfügbar war, kann diese DVD zu den großen Errungenschaften dieses Jahr gezählt werden. Für Fans des asiatischen Kinos essenziell.

Marcus Stiglegger