Various Artists

Stählerne Lichter

Licht und Stahl 2010, CD, 15 Tracks, im Digipack

Seit nicht ganz 5 Jahren erlebt man im Post-Industrial eine wahre Flut an Labelgründungen. Wie das mit der Marktwirtschaft so ist, verschwinden die meisten davon innerhalb kürzester Zeit wieder von der Bildfläche, teils ohne irgendwelche Hinweise oder Aussagen zu ihrem Niedergang.

Das Dumme dabei ist, dass bei erfolgreichen Etablierungen leider nicht die Qualität ausschlaggebend ist, sondern die sich im kommerziellen Erfolg auswirkende Popularität, wozu auch eine gute Portion Glück gehört. Mario Löhr, der Querdenker hinter dem absolut hörenswerten Ambient Projekt N.Strahl.N versucht sich nun schon seit fast 2 Jahren an der erfolgreichen Platzierung seines Labels im Markt. Die beste PR-Maßnahme die es für einen jungen Vertrieb gibt, ist ein Sampler. Ein solches Vorgehen kommt sowohl den Musikern als auch den Konsumenten entgegen, da schnell klar wird, ob es sich hierbei um einen charakterstarken Künstlerkatalog handelt oder ob nur alter Wein in neue Schläuche abgefüllt wird. Der erste Sampler aus dem Hause LICHT UND STAHL heißt wenig originell „Stählerne Lichter“, bietet jedoch eine äusserst neugierig machende Auswahl an bekannten und unbekannten Künstlern auf. Den Anfang macht Dieter Müh mit einem vertrackt verworrenen Ambientstück, das als ideales Intro gelten kann. Danach wird man tatsächlich fünf Stücke lang durchweg verwöhnt, die Projekte Flutwacht, N.Strahl.N, Galerie Schallschutz, Atrox und Minamata arbeiten stets auf hohem Niveau und bieten interessante Sounddesigns nebst aufregenden Strukturen. Speziell die letzten beiden sind auch um einiges harscher und brutaler als ihre ambientartigen Kollegen. Bei Atrox ist man sogar geneigt zu behaupten dass es sich hier um einen künstlerischen Höhepunkt ihres nicht immer inspiriert wirkenden Projektes handelt. Leider läßt sich danach nicht mehr viel Gutes über diesen Sampler sagen, ab Le Syndicat gleitet er in altbackene und schlicht langweilige Aufbereitung von Klischees ab. Leiche Rustikal stechen noch ein ganz bisschen hervor, aber spätestens mit WACH ist dann der Punkt erreicht an dem die Musik zu Nebengeräusch degradiert wird und man sich lieber den aufregenden Dingen des Lebens widmet. Sturmkind erheitern dann noch einmal kurz mit einem keine Peinlichkeiten auslassenden NeoFolk Stück, bis Herr Löhr selbst noch einmal einen Lichtblick bringt und dafür sorgt, dass dieser Sampler mit einem positiven Eindruck ausklingt.

Es ist schwierig eine Empfehlung auszusprechen, knapp die Hälfte der Stücke ist hörenswert, manche wirklich bemerkenswert gut, die andere Hälfte reicht von gepflegter Langweile bis hin zu Totalausfällen. Man kann Mario Löhr nur wünschen dass er ein Gespür für Qualität beweist und seine Veröffentlichungspolitik nicht ganz so ambivalent ausfällt.

Daniel Novak