Spiritual Front

Rotten Roma Casino

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(Trisol) CD

Der Wille zum ganz großen Durchbruch. Er dürfte die meisten Formationen antreiben, doch nicht immer ist er so deutlich spürbar wie auf dem aktuellen Album der italienischen Erotikfolker von Spiritual Front.

Simone legt sich auf „Rotten Roma Casino“ mächtig ins Zeug und verleugnet weitestgehend den NeoFolk, der seine frühen Songs geprägt hatte. Gelang der Spagat zwischen opulenter Dekadenz und flirrendem Italo-Pop noch durch die schön arrangierten Stücke auf dem Vorgänger „Armageddon Gigolo“ so schliddern die meisten Lieder auf „Rotten Roma Casino“ trotz des Ennio Moricone-Orchesters ins Kitschige. Das wäre nicht wirklich schlimm, doch fehlt es dem Großteil der Nummern einfach an Format, die Refrains haben einen erzwungenen Charakter, oftmals schwanken die Songs bedrohlich in Richtung Schlager. Dennoch: Die Stimmung, die einen verrauchten Erotik-Club in einem verruchten römischen Distrikt evoziert, in welchem sich Cosa Nostra und der Papst mit ein paar gekauften Damen vergnügen, ist greifbar.

Auch wenn es fraglich scheint, ob Simone mit diesem Album wirklich der große Wurf gelungen ist: Die Richtung stimmt, auch wenn das sicher die alten Fans aus Folk-Tagen in diversen Foren zum Schäumen bringen wird. Allerdings wurde das große Versprechen von „Armageddon Gigolo“ nicht eingelöst – Simone bleibt uns also noch etwas schuldig.

Martin Kreischer