Serpico

Bewertung: 3,5/5

USA 1973
Regie: Sidney Lumet
Anbieter: Kinowelt
Laufzeit: 125 Minuten
Bild: 1:1,78 anamorph
Ton: deutsch (mono), englisch (5.1)
Untertitel: deutsch
Bonusmaterial: Dokumentation über Al Pacino (23 Minuten), Trailer (3 Min.)

Über das amerikanische Kino der Gegenwart gibt es wenig lobenswertes zu berichten. Umso mehr lohnt sich der Blick in die Vergangenheit, namentlich in die Ära des New Hollywood der siebziger Jahre, als engagierte Autorenfilmer ihre kritischen Fabeln von den Highways und aus den Großstädten in großartige Filme umsetzten: TAXI DRIVER, EASY RIDER, FRENCH CONNECTION uva. stammen aus jenen Jahren. Auch der politisch liberale Sidney Lumet fand dort seine Stoffe für aufklärerische Dramen, mit denen er die Korruption des amerikanischen Regierungssystems anprangerte, das seinerzeit schon einmal in einen äußerst schmutzigen Krieg verwickelt war. Auch der Watergate-Skandal hatte seine Spuren hinterlassen und erschütterte das Vertrauen in die regierung nachhaltig. Die reale Geschichte des Hippie-Cops Frank Serpico bietet Lumet die Möglichkeit, Bilder für jene Jahre der Unsicherheit und der Auflehnung gegen ein verfaulendes System zu finden: In lässigem Zivil geht Serpico (Al Pacino) auf Ermittlung, verbucht aufgrund seiner Straßennähe große Erfolge und muss schließlich entdecken, dass seine Kollegen allesamt in Schtzgeldaffären verwickelt sind, was die Vorgesetzten wissen, aber nicht ahnden.

Serpico verliert seine Freunde und ruiniert seine Beziehungen, bleibt jedoch treu auf dem verlorenen Posten des letzten Aufrechten in einer immer feindlicheren Umgebung. Als er von einem Dealer angeschossen wird, lassen ihn die Kollegen blutend liegen. Obwohl einige der Korruptionsvergehen vor Gericht kommen, wird das Verfahren bald eingestellt. Serpico bleibt nicht übrig als der fluchtartige Rückzug aus dem Polizeidienst.

In faszinierenden Bildern, mit stark involvierender Kamera und hervorragenden Schauspielern gelang Lumet einer der besten und aufregendsten Polizeifilme der siebziger Jahre. Pacino spielte eine ähnliche Rolle als Undercovercop noch einmal in William Friedkins CRUISING (1980). Seit fast zehn Jahren war dieses Meisterwerk SERPICO nicht verfügbar (in den achtziger Jahren gab es eine VPS-Cassette), nun kann man es in einer wunderschönen Version neu bewundern: lupenreines Bild im Orginalformat, satte Farben, ein rauschfreier deutscher Monoton und ein englischer 5.1-Upmix. Wer einen jungen Pacino in Höchform erleben will ist hier ebenso gut bedient wie Fans klassischer Thriller und Copfilme. Als Bonus gibt es einen langen, etwas langatmigen Trailer, der viele Szenen vorwegnimmt, und eine reißerische Dokumentation, die Al Pacino als "Action Super Star" feiert, was der Rezeption einiger Videothekenkunden entsprechen mag, dem Schauspieler allerdings nicht ganz gerecht wird. Der Film allein ist den Kauf wert. (MS)