Colien O'Brien

Seelengalerie

Ubooks Verlag. ISBN: 3-937536-12-4. Buch, Hardcover, 166 Seiten. mit vielen Fotos

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Engel als Mittler zwischen Leben und Tod, als transzendentale Figuren der Zwischenwelt und als Manifest einer ewig währenden Liebe, welche Grenzen überschreitet. Diese simple Ikonographie funktioniert besonders in der Gothic-Szene, die inzwischen auf meist einfache und eindeutige Bilderwelten zurückgreift: Das Ewige Kreisen um Eros und Thanatos ist zu einem unbeweglichen steifen Bild geronnen. Es fällt schwer dem Buch "Seelengalerie" diese Klischeehaftigkeit abzusprechen, dennoch bemühen sich die Schreiber und der Photograph um Authentizität. Die Motive bleiben jedoch überschaubar, überall ist ein verlassenes, verlorenes Dahintreiben, ein pubertäres Missverstanden werden, ein resigniertes Seufzen gegen die Welt, die Gesellschaft, das Leben an sich. Dabei ist besonders die sprachliche Qualität der meisten Gedichte eher dürftig, sind aber Ausdruck einer Generation, die sich nicht mehr an Vorbildern orientieren kann, nicht mehr versucht lyrische Perfektion auszudrücken, sondern einfach Gedanken, Fragmente ohne große Reflektion niederschreibt, keiner größeren oder kleineren Ordnung unterwirft. Die zu der Lyrik ausgewählten Bilder halten atmosphärisch diverse Engelstatuen fest, wer jedoch bereits mit den Photographien von Isolde Ohlbaum oder Gerald Axelrod vertraut ist, kennt die meisten steinernen Zeugnisse, gewinnt hier nur wenig neue Eindrücke. Die schön aufgemachte Zusammenstellung richtet sich somit eher an ein jüngeres Publikum, das sich noch empfindsam in die beschriebenen Geisteszustände und die Identitätssuche der Schreiber und Schreiberinnen einfinden kann.

Martin Kreischer