Samuel Fuller Double-Feature bei Kinowelt:

1.) Schock-Korridor

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Originaltitel: Shock Corridor
Label: Kinowelt
Produktionsjahr: 1963
Produktionsland: USA
FSK: ab 12 Jahren
Lauflänge: ca. 96 Minuten
Stab
Regie: Samuel Fuller
Drehbuch: Samuel Fuller
Kamera: Stanley Cortez
Produktion: Sam Firks, Leon Fromkess, Samuel Fuller
Technische Angaben
DVD Bild: 1,33:1
DVD Sprachen/Ton: Englisch (Mono Dolby Digital)
DVD Untertitel: Deutsch
DVD Extras: Biografie Samuel Fuller, Fotogalerie

Samuel Fuller eilt der oberflächlich gesehen unschmeichelhafte Ruf voraus, einer der 'großen Primitiven' des Genrekinos zu sein. Einst Polizeireporter und Kriegsberichterstatter, machte er seit den 50er Jahre Filme 'with a girl and a gun', oft reißerisch und kolportagehaft motivierte Thriller und Kriegsfilme, die nichtsdestotrotz durch äußerste Effizienz in der Wahl ihrer filmischen Mittel glänzten. Intellektuell reichte er nie an Sam Peckinpah heran, seine Budgets kamen nie in die Nähe des zynischen Kollegen Robert Aldrich, und auch seine Western wurden nie neben Howard Hawks und John Ford gestellt - und doch ist Sam Fuller ein von vielen bewunderter Maverick. Allen voran waren es die französischen Kritiker der Cahiers du cinéma, die ihn verehrten und ihm in Filmen wie PIERROT LE FOU ein Denkmal setzten.

Kinowelt hat nun zwei seiner bekannten Filme ins Progrmm genommen, die in den jeweils besten und längsten Versionen präsentiert werden. Ein großartiher Psychothriller ist SCHOCK KORRIDOR, der ungekürzt nur mit deutschen Untertiteln vorliegt. Es geht um den ehrgeizige Journalist Johnny Barret, der sich als sexuell gestörter Psychopath ausgibt und sich mit Hilfe seiner Freundin in eine Nervenheilanstalt einweisen lässt, um dort einen Mord aufzuklären, der von drei Insassen beobachtet wurde, von denen die Polizei bisher keine Informationen erhalten konnte. Aber nach und nach verstrickt sich Johnny in seinen Lügengeschichten und hat zunehmend Probleme, Realität und Fiktion zu unterscheiden. Die beklemmende, bedrohliche Atmosphäre der Anstalt treibt ihn zusehends in den Wahnsinn.

SCHOCK KORRIDOR ist ein treffendes Beispiel für Fullers geradlinigen und harten Stil: kontrastreiche Schwarzweißfotografie, harte Schnitte, gelungene Montagen von Schwarzweiß und Farbmaterial, mit dem die Traumsequenzen dargestellt werden. Das ist nervenzerrender Freejazz mit dem Zynismus des Film noir serviert.

Die lobenswerte deutsche DVD bietet neben kurzen Biografien noch einige Werbefotos und vor allem zwei in der US-Fassung zensierte Szenen (u.a. einen Striptease). Eine filmhistorisch wichtige und noch heute spannende Veröffentlichung.

2.) Samuel Fuller's Shark

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Originaltitel: Shark
Label: Kinowelt
FSK: ab 16 Jahren
Lauflänge: ca. 88 Minuten
Stab
Regie: Samuel Fuller
Drehbuch: John Kingsbridge, Samuel Fuller
Kamera: Raúl Martínez Solares
Produktion: Skip Steloff, Mark Cooper, José Luis Calderón
Technische Angaben
DVD Bild: 1,33:1
DVD Sprachen/Ton: Deutsch, Englisch (Mono Dolby Digital)
DVD Untertitel: Deutsch
DVD Extras: Biografien von Samuel Fuller und Burt Reynolds, Werberatschlag in Deutsch und Englisch

Während SCHOCK KORRIDOR zu Fullers unumstrittenen Klassikern zählt, ist SHARK (früher: HAI! oder OUTSIDER) ein erstaunlich uninspiriert und konventionell inszenierter Actionthriller. Zu etwas dudeligem Jazz-Soundtrack entfaltet sich eine etwas vorhersehbareHandlung, die immer dann in fahrt kommt, wenn der Film seinem neuen Titel und Coverbild Ehre macht...

Der smarte und attraktive Waffenschmuggler Caine (Burt Reynolds) heuert auf der Flucht vor der Polizei bei einem Wissenschaftler (Arthur Kennedy) an, der mit seiner attraktiven Assistentin (Silvia Pinal) die Unterwasserwelt des Roten Meeres erforschen will. Bald wird Caine klar, dass deren Interesse nicht der Meeresfauna, sondern einem gesunkenen Schiff mit Goldschatz gilt. Das Gewässer wird jedoch von einem gefürchteten menschenfressenden Hai durchstreift, so dass die Bergung zum lebensgefährlichen Unterfangen wird.

Der titelgebende Hai ist nicht nur der geheime Star des Films (tatsächlich wurde bei den Dreharbeiten ein Stuntman lebensgefährlich verletzt), sondern auch die zentrale Metapher, denn in Fullers Abenteuerdrama ist der Mensch dem Menschen ein Hai: als sie des Schatzes habhaft werden, wollen die Protagonisten nicht mehr teilen und entfesseln eine Katastrophe. SHARK erreicht nicht die Klasse eines existenzialistischen Abenteuers wie Henri-Georges Clouzots LOHN DER ANGST, aber er entfaltet gegen Ende eine angenehm antiquierte Dramatik.

Die DVD wird mit crispem Vollbild und klassischer Farbenpallette der Endsechziger sowie mit deutscher Synchronisation (und natürlich im englischen Original) präsentiert. Die sprunghafte Montage steuert der Musik mitunter entgegen, stellenweise kann man jedoch tatsächlich - wie es die heutige Werbung will - Ähnlichkeiten mit späteren Werken wie DIE TIEFE (1977) oder DER WEISSE HAI (1975) ausmachen. Wie gesagt, kein wirkliches Meisterwerk, aber ein amüsanter früher Actionfilm.

Marcus Stiglegger