Tobias Tripler
Von Scharlatanen, Schurken und Schamanen Ein Trip durch die Welt des Ich Bohmeier Verlag, 420 Seiten Das Cover lässt einen zeitgemäßen Goa-Remix von Wilsons "Illuminatus"-Klassikern erwarten, das Buch selbst offenbart sich schnell als eine Art Reisetagebuch. Der Begriff der Reise bezieht sich dabei gleichermaßen auf eine Reise durch Indien wie auch auf die Reise in das Innere des Autors Tobias Tripler. Die äußere Reise beschreibt die Schönheit und Mystik des Landes, und läßt an dessen besonderer Ausstrahlung teilhaben. Aber auch die ganz realen Schattenseiten Indiens finden Erwähnung: Plastisch geschildert werden Anblicke wie sie weder in den Broschüren der Tourismus-Industrie Platz finden, noch mit dem bis heute beständig weiter getragenen verklärenden Indien-Bild gestrandeter Eso-Hippies in Einklang zu bringen ist. Beispielhaft ist die Beschreibung eines jeglichen hygienischen Aspekten entbehrenden öffentlichen Urinals, dessen Gestank sich auch nicht mit dem Duft süßlicher Räucherstäbchen überdecken läßt. Die innere Reise entspricht wie so oft einer Suche nach einer meist nicht weiter definierten tieferen Erkenntnis. In seiner Rastlosigkeit wirkt Tripler dabei zum Teil jedoch wie der geradezu klassische Reisende, der die Antworten in fernen Ländern sucht und nicht erkennt, dass er diese selbst in sich trägt. So erwartet er sehnsüchtig die Begegnung mit einem Guru, als ob ihm diese schon alle Fragen beantworten könne. Und doch vollziehen sich unterschwellig innere Veränderungsprozesse, die letztlich in einen bemerkenswerten psychosomatischen Heilungsprozeß münden. Während zu Beginn des Buches die Diagnose einer Nervenentzündung und die Angst vor einem Leben im Rollstuhl im Zentrum steht, so endet das Buch mit der wundersamen Gesundung. Der Erzählstrang gleicht einem unablässigen Flow von Gedanken und Beschreibungen, teils mit tiefgreifenden Überlegungen, phasenweise aber auch floskelhaft und weit ausufernd. Und wenn Tripler am Ende für sich mit der Heilung eine Befreiung gefunden hat, so bleibt daneben für den Leser doch das vage Gefühl, dass das Wesentliche zwischen diesen langen 420 Seiten viel zu selten zum Vorschein gekommen ist. "Von Scharlatanen, Schurken und Schamanen - Ein Trip durch die Welt des Ich" ist im ansonsten eher auf magisch-thelemitische Sachbücher spezialisierten Bohmeier-Verlag erschienen. Infos unter: www.magick-pur.de.
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