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Rolf Giesen / Manfred Hobsch
Hitlerjunge Quex, Jud Süß und Kolberg
Die Propagandafilme des Dritten Reiches
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Schwarzkopf & Schwarzkopf legt mit dem Prachtband
Hitlerjunge Quex, Jud Süß und Kolberg eine profunde, lexikalisch
aufgebaute Studie über die Propagandafilme des Dritten Reiches von
Rolf Giesen und Manfred Hobsch vor. Das 500-Seiten starke gebundene Buch
ist mit fast 400 Abbildungen auf Kunstdruckpapier reich illustriert und
behandelt mit angemessenen, kundigen Hintergrundinformationen alle deutschen
Filme zwischen 1933 und 1945. Eine eindrucksvolle Pionierarbeit!
Marcus Stiglegger
Presseankündigung von
Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin:
DAS THEMA
Ab 1934 war den Kinobesitzern in Deutschland verbindlich
vorgeschrieben, im Vorprogramm wenigstens einen »Kulturfilm«
zu zeigen. Dieser hatte im NS-Propaganda-Konzept eine wichtige Funktion.
Nach außen gab er sich objektiv und sachlich, doch propagiert wurden
Rassenlehre, Antisemitismus und auch militärische Themen.
Nur etwas mehr als ein Zehntel der Spielfilme aus dieser Zeit kann als
direkte Propaganda klassifiziert werden. Sie verherrlichten das Führerprinzip,
Krieg und Militär, die »Volksgemeinschaft«, schürten
den Antisemitismus, schmähten die Weimarer Republik, die Demokratie,
die linken Parteien und bauten vor allem England, Polen und die Sowjetunion
als neue Feindbilder auf.
Leni Riefenstahl drehte semidokumentarische Propagandafilme, wie beispielsweise
»Sieg des Glaubens« (1933) und »Triumph des Willens«
(1934) über die Nürnberger Reichsparteitage und den Zweiteiler
über die Olympiade 1936 in Berlin: »Fest der Völker«
und »Fest der Schönheit« (1938).
Große »Feldzugsfilme« wie »Sieg im Westen«
(1940) und »Feuertaufe« (1941), gedreht von Kriegsberichterstattern
während der militärischen Erfolge der Anfangszeit, stellten
etwas völlig Neues auf dem Gebiet der Kriegsreportage dar.
Fast neunzig Prozent der Spielfilme waren Melodramen, Liebesgeschichten,
Komödien, Abenteuer-, Revue-, Schlager-, Kostüm- und Heimatfilme,
spießige Volksstücke und harmlose Krimis. Auf die ideologische
Indoktrination von Wochenschau und Kulturfilm folgte der Spielfilm, der
vorrangig Optimismus, Freude und Unterhaltung liefern sollte.
Und doch waren Propaganda- und Unterhaltungsfilme nur zwei
Seiten ein- und derselben Medaille, denn die gesamte Filmproduktion diente
auf ihre Weise den Zielen des Regimes. Was in den Propagandafilmen in
der Regel offen und deutlich ausgesprochen wurde, spielte unterschwellig
auch in den scheinbar harmlosen Unterhaltungsfilmen mit. Durch das neu
geschaffene Institut eines Reichsfilmdramaturgen, dem alle Drehbücher,
Besetzungsvorschläge und sogar Projektplanungen vor Verfilmung vorgelegt
werden mussten, konnte das Regime bereits die Entstehung der Filme steuern.
Nachträgliche Verbote sollten so weitgehend vermieden werden.
DER INHALT
»Hitlerjunge Quex, Jud Süß und Kolberg«
von Rolf Giesen und Manfred Hobsch enthält die wichtigsten Dokumente
nationalsozialistischer Filmpropaganda: Insgesamt werden 170 abendfüllende
Filme ausführlich vorgestellt. Im Bereich des Spielfilms war dem
Nazifilm schon in den letzten Jahren der Weimarer Republik der Boden bereitet
worden. In vorausschauender Anbiederung gestaltete Carl Froelich den im
Februar 1933 gestarteten Fridericus-Film »Der Choral von Leuthen«
mit Otto Gebühr als Alter Fritz, der den Führerkult durch Taten
und Worte befördert.
Die Morgengabe der Ufa für das neue Regime hieß »Morgenrot«
- und der »Führer« und Reichskanzler nahm sie, drei Tage
nach der Eroberung der Macht, zur Premiere des Films von Gustav Ucicky
am 2. Februar 1933 persönlich entgegen. Eine Kernaussage des Films
notierte Joseph Goebbels zwei Tage später sinngemäß in
seinem »Tagebuch«: »Zu leben verstehen wir Deutschen
vielleicht nicht; aber sterben, das können wir fabelhaft.«
»Morgenrot« war nicht nur die Visitenkarte der Ufa für
die neuen Machthaber; der Film signalisierte mit seiner dumpfen Todesmystik
zugleich ein Leitmotiv für den nationalsozialistischen Propagandafilm.
Die einzigen eindeutig parteifrommen Filme sind in der
Aufbruchseuphorie des Jahres 1933 entstanden, die neuen Vorbilder auf
der Leinwand hießen »Hans Westmar - Einer von vielen«
oder »SA-Mann Brand«. In eine dürftige Spielhandlung
waren bei »SA-Mann Brand. Ein Bild aus unseren Tagen« vor
allem reichlich Massenszenen und Aufmärsche eingebaut. Und »Hans
Westmar. Einer von vielen« stellte pathetisch überhöht
das Leben des NS-Helden Horst Wessel (1907-1930) dar.
Goebbels wollte einen faschistischen Film schaffen, allerdings wusste
er nur, was dieser nicht sein sollte. Immer wieder wandte er sich deshalb
gegen SA-Filme, die - wie er kritisierte - »Propaganda mit dem Holzhammer
machen«. Selbst der Film »SA-Mann Brand« konnte ihn
nicht zufrieden stellen. Goebbels wollte den Propagandafilm, der sich
an ästhetischen und technischen Qualitäten orientiert. Er wollte
einen Film, der nicht einfach das »Parteiprogramm dialogisiert«,
sondern einen Stoff im Sinne der NS-Ideologie gestaltet.
Mit Kriegsbeginn verordneten Hitler und Goebbels der inzwischen
gleichgeschalteten Filmindustrie eine Welle antisemitischer Filme. Heraus
kamen »Jud Süß«, in dem so gut wie alles mitwirkte,
was im NS-Film und auf braunen Bühnen Rang und Namen hatte (Heinrich
George, Ferdinand Marian, Werner Krauß, Kristina Söderbaum,
die Frau von Regisseur Harlan) und der so genannte Dokumentarfilm »Der
ewige Jude«, der unter der Aufsicht Fritz Hipplers zusammengestellt
wurde.
Die Heimatfront wurde einbezogen mit »Achtung! Feind hört mit«,
»Wunschkonzert« sowie »Die Degenhardts« mit Heinrich
George, der Hauptrollen in den perfidesten Propagandafilmen »Hitlerjunge
Quex«, »Jud Süß« und »Kolberg«
übernahm und 1946 ein tragisches Ende im Lager Sachsenhausen fand.
Der teuerste und letzte fertig gestellte Propagandafilm
der NS-Zeit war Veit Harlans Agfacolor-Geschichtsklitterung »Kolberg«
- Goebbels’ Antwort auf seinen (amerikanischen) Lieblingsfilm »Vom
Winde verweht«. Als »Durchhaltefilm« kam er jedoch am
30. Januar 1945 zu spät zum Einsatz, lag doch zu diesem Zeitpunkt
das »Reich« zu großen Teilen schon in Scherben und mit
ihm auch zahllose deutsche Lichtspieltheater.
Ergänzt wird diese umfangreiche Dokumentation durch einen einführenden
Essay zum nationalsozialistischen Film, eine Auswahl von Kurzfilmen sowie
biographische Daten zu einigen der Hauptakteure des Kinos im Dritten Reich.
DIE AUTOREN
Rolf Giesen, geboren am 4. Juli 1953 in Moers, studierte
Soziologie, Psychologie und Alte Geschichte an der Freien Universität
Berlin. Dr. phil., Autor und Publizist. Rolf Giesen ist Mitarbeiter des
Filmmuseums Berlin - Deutsche Kinemathek und führender deutscher
Spezialist für Phantastisches Kino und Trickfilm. Er veröffentliche
zahlreiche Artikel und Bücher, so zum Beispiel »Godzilla –
Gamera – Gappa« (Schwarzkopf & Schwarzkopf, 1998), »Lexikon
der Special Effects« (Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2001), »Lexikon
des Trick- und Animationsfilms« (Schwarzkopf & Schwarzkopf,
2003) und »Sagenhafte Welten« (Schriften des Deutschen Filmmuseums,
1988).
Der Autor ist Honorar-Professor an der German Film School for digital
production und Mitglied der renommierten Visual Effects Society, ehemaliger
Vorsitzender des Deutschen Trickfilmverbands e.V. und Leiter einer nach
ihm benannten Trickfilmsammlung im Filmmuseum Berlin. In seinen Positionen
organisierte Rolf Giesen diverse Ausstellungen, so zum Beispiel »Asterix,
Mickey Mouse & Co. «, »Cinefantastic« und »Künstliche
Welten«. Er veröffentlichte 2003 im Verlag McFarland &
Co. den Titel »Nazi Propaganda Films: A History And Filmography«.
Manfred Hobsch, geboren 1951 in Berlin, ist Mitbegründer
des Zitty-Verlags (1977), war dort bis 1998 Gesellschafter und leitete
bis zum Frühjahr 2000 die Redaktion. Bei Schwarzkopf & Schwarzkopf
sind u. a. seine Bücher »Film ab – Die Marx Brothers«
(2001), »Mach’s noch einmal – Das große Buch der
Remakes« (2002) und »Das große Lexikon der Katastrophenfilme«
(2003) erschienen. Außerdem war er Co-Autor von »Die Akte
James Bond« (2002) und »Heinz Erhardt - Mopsfidel im Wirtschaftswunderland«
(2004). Er arbeitete von 1981 bis 1996 beim Kinderfilmfest der Berlinale
mit, veröffentlicht Artikel in Filmzeitschriften und ist Autor beim
»Lexikon des Kinder- und Jugendfilms« (Corian-Verlag)."
Rolf Giesen / Manfred Hobsch
Hitlerjunge Quex, Jud Süß und Kolberg
Die Propagandafilme des Dritten Reiches
ca. 350 Seiten, Großformat 24 x 30 cm, gebunden
mit Schutzumschlag
etwa 500 Abbildungen, schweres Kunstdruckpapier
49,90 EUR (D), 85,50 sFr, ISBN 3-89602-471-X
Erscheinungstermin: 1. Dezember 2004
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin
www.schwarzkopf-schwarzkopf.de
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