Pilori

Elegia

(Iceflower / Trisol 2004) CD 13 Tracks

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Obwohl die Wurzeln der Neofolkmusik bereits in den späten sechziger Jahren zu verorten sind (zwischen Leonard Cohen und Charles Mansons Gesangsversuchen), hat sich diese spezifische Mischung aus kulturpessimistischer Lyrik, akustischen Instrumenten und einfachen Melodien – mit gelegentlichen Einsprengseln aus Industrial, Ambient und Samplingkunst – erst in den letzten Jahren überzeugend als eigenes Genre qualifiziert. Inzwischen haben sich einige Bands und Labels völlig auf diese Musikrichtung spezialisiert. Und nachdem sich die Diskussion um vermeintliche oder tatsächliche reaktionäre Tendenzen dieser Richtung etwas beruhigt haben, wird deutlich, dass wir es hier durchaus mit einer vielseitigen und zeitgemäßen Musik zu tun haben.

So ist der Aspekt Neofolk nur eine künstlerische Strategie, derer sich die Darmstädter Band Pilori bedient. Mit ihrem vierten Tonträger kultivieren sie eine überzeugende melancholische Grundstimmung , die vor allem von der klaren Stimme von Marion Musch getragen wird. Englische, französische und deutsche Texte künden von einem verlorenen Bezug zur Natur, der zurückersehnt wird, von der Angst um die verlorene Liebe und von finsteren Vorahnungen. Am Ende steht meist die Einsicht in die Unmöglichkeit von Glück und Erfüllung: „What a beautiful time we had together, my friend / Now our memories are flying though the air“, heißt es in „Birds“. Immer wieder begegnen wir der Hoffnung auf eine Harmonie („Waterlillies“), doch stets folgt Ernüchterung („A Storm“).

Gernot & Marion Musch

Gernot Musch greift diesmal nur einmal zum Mikrophon und rezitiert einen Text von Hermann Hesse („Vergiss es nicht“). Für die äußerst professionelle Umsetzung sorgen diesmal zahlreiche Gastmusiker, u.a. Matt Howden und Tony Wakeford von Sol Invictus, selbst eine Neofolk-Legende.

Positiv fällt die komplexe akustische Umsetzung der Stücke auf, wobei ausgerechnet gelegentliche Drumsounds aus dem Computer kommen und einigen Stücken einen deutlichen Gothic-Wave-Charakter verleihen. Daran ließe sich noch arbeiten. Äußerst gelungen ist die visuelle Aufbereitung der CD – als Digipak mit eingeklebtem Booklet, allen Texten und monochromen Fotos der Frankfurterin Sabine Imhof.

Wer hier nach kämpferischen Aspekten sucht, wird sicherlich enttäuscht. So bleibt vor allem ein Vorwurf, den man Pilori machen könnte: Dass ihre Musik stellenweise einfach zu schön ist...

:ms: