PHAENON

His Master's Voice

CD, 4 Tracks im Digipack Malignant Records

Fast möchte man sagen, dass Dark Ambient inzwischen „trendig“ ist – zumindest innerhalb des PostIndustrial Umfeldes ist die Flut an Veröffentlichungen kaum noch überschaubar. Als einziger Anhaltspunkt für interessierte Hörer kann man hier einige Labels nennen, die schon in der Vergangenheit meist für hohe Qualität standen.

Malignant Records ist eines von ihnen, und hier erscheint nun auch dieses rundum gelungene Werk. Motive Stanislaw Lems aufgreifend, bewegt sich PHAENON in freilich bekannten Gefilden, nutzt sich aber durch Kompetenz und Finesse nicht so schnell ab. Man ist zwar geneigt zu fragen, auf welcher LUSTMORD diese Stücke denn drauf sind…, aber ein derartiger Vergleich adelt ja schon beinahe mehr, als dass er negative Kritik impliziert. Genretypisch sind die nur vier Stücke auch alle jenseits der 10 Minuten Grenze; das heißt, dass Herr Szymon Tankiewicz (die Person hinter Pahenon) sich auch viel Zeit lässt, um stehende Wellen und Atmosphären zu konstruieren, die in ihrer Gemächlichkeit den Zuhörer immer weiter in warme Dunkelheit wiegen. Die zugrunde liegende Geschichte „Die Stimme des Herren“ ist ein fiktiver Bericht einer Person, die versucht, ein Radiosignal zu entschlüsseln und bei dieser Arbeit sich, typisch Lem, existenziellen Fragen stellen muss. Die thematische Verneigung vor Lem lässt sich mangels Texten eigentlich nur assoziieren, was dem Tonträger durch ein Element dieser Geschichte, nämlich die Unzulänglichkeit der Sprache als Mittel zum Ausdruck oder zur Verbreitung von Informationen, natürlich sehr gut steht. So kann sich der grübelnde Konsument ganz auf die eigenen Gedanken besinnen.
Wie bereits als Vergleich genannt, erinnert die Musik bisweilen stark an BRIAN LUSTMORD. Sie wirkt organisch und lebendig, nicht wie häufig in diesem Genre kalt und maschinell. Eine sehr gute Stereoanlage und gut isolierte Wände – der Nachbarn zu Liebe – sei hier dringend empfohlen. Überhaupt möchte man sich den Tönen am liebsten während einer Darbietung auf großer Konzertanlage aussetzen. Es bleibt abzuwarten, ob sich hierfür Gelegenheiten bieten werden.

Auffallend gelungen ist auch die optische Gestaltung des Digipacks durch den Franzosen Eric Lacombe: Seine an den Polen Beksinski erinnernden organisch-dystopischen Bilder sind für sich schon äußerst bemerkenswert.

So kann man weiter betonen, dass bestimmte Labels ihren Ruf nicht zu Unrecht haben. Malignant Records hat sich hier wieder einmal keine Blöße gegeben und ein hervorragendes Album veröffentlicht. Auch vom Künstler selbst darf man durchaus Großes für die Zukunft hoffen.

Daniel Novak