Peter Bjärgö A Wave of Bitterness (Kalinkaland 2009) CD 9 Tracks Arcana ist - und das bereits seit einigen Jahren - eine letzte Bastion sakraler Gothic-Musik, die einst vom 4AD-Label geprägt wurde, durch Bands wie Dead Can Dance, Cocteau Twins, The Wolfgang Press und This Mortal Coil. Die feierliche-sakrale Finsternis gerät heute zusehens in Vergessenheit, die Gothic-Subkultur hat sich in großen Teilen dem "elektronischen Bierzelt" (Klaus Theweleit) zugewandt, hat die Melancholie aufgegeben zugunsten einer kurzlebigen Partylaune, trägt zwei Schweißerbrillen übereinander statt Reifrock und Schleier... Peter Bärgö hat Arcana gegründet als langen Nachhall der edelen Tradition sakraler Gothic-Musik und trägt die finstere Flamme weiter ans Ende der Nacht. Sein erstes Soloalbum "A Wave of Bitterness" verzichtet auf die geschlechtliche Polarität von Arcana, sondern begnügt sich mit der eigenen Stimme, den eigenen Emotionen. "A Wave of Bitterness" ist inhaltlich Programm: Pessimistisch-resignative Texte, die von Lebensmüdigkeit zeugen, prägen das Bild. Musiklaisch dagegen herrscht vielschichtige Komplexität: neben den erwarteten elegischen String-Flächen treten hier vor allem perkussiv-ethnische Elemente ins Zentrum, filigrane Akustikmelodien und dunkle Schönheit. In manchen Stücken, wie dem Titelsong (Track 2) entwickeln sich richtige Songs aus dem Material, in anderen Fällen (z.B. "In Useless Retrospective") erhartt Bjärgö im traurigen Ambiente. Musik für ein skandinavisches Psychodrama der der Bergman-Schule. Andere Tracks, wie das Instrumental "VI" schließen dann wieder treibend an die frühere Ritualmusikplatte "Le Serpent rouge" an. Das alles erinnert stark an die Musik von Dead Can Dance - wie bereits das Konzept von Arcana - doch Bjärgö schafft es, auf dieser Basis eine eigene Vision zu entfalten. Und ersetzt zugleich das, was seit Jahren fehlt, denn weder Lisa Gerrard noch Brendan perry haben es mit ihren Solobemühungen geschafft, die alte Höhe zu erreichen. Ein Stück wie "Imprisonment of the Mind" (Track 8) würde man von ihnen heute vergeblich erwarten... Cover und Booklet des Jewelcase' sind mit erdfarbenen und goldenen Elementen gestaltet und enthalten innen verschiedene Rohrschachmuster. Auf gediegene Weise reflektiert die Gestakltung des musiklaischen Gehalt - was will man mehr. "A Wave of Bitterness" von Peter Bjargö ist ein kleines, funkelndes Meisterwerk klassisch inspirierter Gothic-Musik. Musikalisch stilsicher und auf angenehme Weise konservativ entfaltet das Album eine introspektive Melancholie, die im heutigen Musikgeschehen selten geworden ist. Eine der CDs des Jahres. :ms: |
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