Out of the Blue – Two Disc Special Edition

4 / 5 Sterne

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(Out of the Blue / USA 1980)
Regie Dennis Hopper ("Easy Rider")
Darsteller Linda Manz, Sharon Farrell, Dennis Hopper, Don Burr, Eric Allen, Fiona Brody, David L. Crowley, Joan Hoffman
Filmlänge ca. 90 Minuten
Bildformat 1.85:1 (16:9)
Tonformat Dolby Digital 2.0
Sprachen Deutsch, Englisch
VÖ 11.08.2006
Empf.VK: € 14,99 / SFR 27,90
Bestellnummer DVM000109D
EAN-Nummer 4020628990237
FSK ab 16
DVD-Extras
· Audiokommentar von Dennis Hopper, Produzent Paul Lewis und Verleiher
John Alain Simon
· Zwei deutsche Synchronfassungen (Kino und TV)
· Englischer Originaltrailer
· Radiospot, gesprochen von Jack Nicholson
· 16-seitiges Booklet von Thomas Willmann
· 90-minütiges Interview mit Dennis Hopper (Disc 2)

Jack Nicholson, ein guter Freund von Dennis Hopper, verspricht im Radiotrailer von OUT OF THE BLUE, dieser Film werde das Erbe von EASY RIDER, jenem epochalen Generationenporträt des selben Filmemachers, antreten. Doch dieser Vergleich erweist sich als problematisch. Nicht etwa, weil OUT OF THE BLUE nicht das Niveau von Hoppers Vorgängern erreichen würde - ganz im Gegenteil -, nein, der Film könnte unter der fehlgeleiteten Erwartungslast zusammenbrechen. Und das hätte er kaum verdient!

Koch Media legt die Tage diesen Film als liebevolle Doppel-DVD vor, der seit Jahren - fast Jahrzehnten - von geneigten Filmfans verehrt und vermisst wird. Nur wenige Jahre als DYNAMIT PUNK von ITT Contrast als schäbige Videocassette vertrieben, kann man den nach einem bewegenden Song von Neil Young benannten Film nun neu erleben:

Die fünfzehnjährige Cindy "CeBe" Barnes (Linda Manz) hat wenig Grund zur Hoffnung. Ihr Vater Don (Dennis Hopper), ein Trucker, sitzt seit Jahren im Gefängnis, weil er mit seinem Laster betrunken einen Schulbus gerammt hat, wobei etliche Kinder zu Tode kamen. Ihre heroinsüchtige Mutter Kathy (Sharon Farrell) arbeitet als Serviererin in einem Diner, mit dessen Besitzer sie eine Affäre hat. CeBe flüchtet sich in ihre Liebe zur Rockmusik von Elvis und zur Punkszene, zu der sie sich hingezogen fühlt. Als Don aus dem Gefängnis entlassen wird, bricht CeBes Leben entgültig zusammen. Nachdem sie zum Opfer sexueller Übergriffe geworden ist, ersticht sie den Vater und sprengt sich mit ihrer Mutter zusammen in die Luft.

Über zehn Jahre nach EASY RIDER (1969) ist nichts mehr geblieben von der utopistischen Aufbruchsstimmung jener Jahre. OUT OF THE BLUE atmet den Punk-Nihilismus von 1980. Dennis Hopper inszeniert sein Psycho-Soziodrama in könrigen, augewaschenen Bildern und liefert die Vorlage für zahlreiche ähnliche Filme der Gegenwart, allen voran Asia Argentos THE HEART IS DECEITFUL ABOVE ALL THINGS (2005). Lowlife-Konflikte und jugendliche Rebellion lassen hier nicht den Blick frei werden, sondern beklemmen und erschüttern angesichts eines fortschreitenden gesellschaftlichen Verfalls. Die fragile CeBe, eine ungewöhnliche und starke Frauenfigur, verliert ihre Jugend auf halbem Weg. Kein Coming of Age scheint möglich. Die kleinwüchsige Linda Manz aus THE WANDERERS (1978) meistert diese Rolle mit großer Intensität.

Die DVD von OUT OF THE BLUE wartet mit dem Film in drei Vertonungen auf: deutsch (Kino), deutsch (TV) und englisch. Während die deutsche Kinosynchronisation eher Wert auf (rauschige) Atmo legt und so der Originalfssung nahe kommt, sind bei der TV-fassung die Dialoge weit besser verständlich. Eine Untertitelspur existiert, ist aber nicht belegt. Der englische Kommentar von Dennis Hopper, seinem Produzenten und dem Verleiher kann einige interessante Anekdoten vermitteln, so etwa die Zensurgeschichte in den USA, wo der Film ein X bekommen sollte. Ähnliche Aspekte kommen im journalistisch formulierten und leider wenig analytischen 16-Seiten-Booklet zum Tragen. Auf einer Bonusdisc liegt ein 93-minütiges Interview mit Dennis Hopper von 1982 vor - in roher Videoqualität zwar und in chaotischem Weißabgleich, doch immerhin deutsch untertitelt. Angesichts der sehr langen Laufzeit erscheint dieser Beitrag etwas langatmig und wäre besser als fünfte Tonspur aufgehoben gewesen (allerdings länger als der Film selbst). Immerhin erfährt man vieles über Hoppers THE LAST MOVIE, den es auch noch zu veröffentlichen gilt. Ob das allerdings eine Bonus-DVD wert war, ist strittig. Die rote Papbox schmückt die Box auf jeden Fall und schließt an die Period-Klassiker des Labels an. Fazit: Trotz eine etwas zwiespältigen Edition ist der Film an sich bereits einen Kauf wert!

Marcus Stiglegger