The Lunar Minstels Shadow Winds (Sweet Farewell 2004) 7" Bei dem kanadischen Label Sweet Farewell erscheint die Debütsingle eines neuen Nebenprojektes des Ô Paradies-Sängers Demian. The Lunar Minstrels - die Mond-Barden - bieten eingängigen, fast groovigen Neofolk mit dem bereits bekannten mediterranen Feeling und spanischen Vocals. Die Single im einfachen, wenn auch atmosphärisch gestalteten Pappcover bietet mit "Sin lacrimas" und "Desnudos" zwei kurze, prägnante Beiträge, die sich vor allem an die neuen und alten Fans von Ô Paradies wenden, jedoch kaum ein neues Publikum erschließen dürften. Elektronisch Klänge treten hier dezent in den Hintergrund, es dominiert die Akustik. "Desnudos" dürfte das bislang düsterste Stück von Demian sein. - Ein (sehr) kleines Sammlerstück, gelungen, wenn auch nicht unbedingt notwendig. :ms: Ô Paradies Serpiente de luna, serpiente de sol (Aorta 2003) CD 17 Tracks O Paradies & Novy Svet entre siempre y jamás las mareas, duermen las ciudades (Nekofutschatz / Tesco) CD 15 Tracks Bereits die letzten zwei Jahre war das spanische Alternativ-Projekt Ô Paradies äußerst aktiv. Zwei CDs definierten einen deutlich identifizierbaren Liedermacherstil, der eine gedämpft leidenschaftlichen, melodiöse Männerstimme mit mal traurigen, mal pathetischen Melodieloops in Einklang bringt. Neoklassische Elemente klingen durch, manch kleiner Industrialakzent, und natürlich ein prägnanter, schleppender Beat. Inhaltliche Motive signalisieren eine Zugehörigkeit zum mystischen schwarzromantischen Umfeld: Mond- und Sonnenmythos, die Schlange, das Herz, die Flamme, der Himmel, Nietzsche... Es wäre kaum verwunderlich, wenn der "Octopus" des 5. Tracks direkt der Privatmythologie des Comte de Lautreamont oder H.P. Lovecrafts entstammte. Erstmalig wurde eine CD von Ô Paradies nun von dem österreichischen Label Aorta herausgebracht - versehen mit einem ansprechenden monochromen Design und im ausklappbaren Digipack. Labelchef Gerhard produziert jüngst selbst einen vergleichbaren Sound (siehe "Abenteurliches Herz" von Allerseelen). Doch dieser Einfluss ist noch nicht alles: Wie einst zu seligen World-Serpent-Zeiten gehören in Wiener Umfeld freundschaftliche Gastauftritte offenbar zum guten Ton. So veredelt Jürgen Weber von der stilistisch durchaus ähnlich gelagerten Band Novy Svet das Stück "Octopus" und Gerhard zitiert zu wiederholten Male das "Flamme"-Gedicht von Friedrich Nietzsche, diesmal jedoch zu einem eigenwilligen, etwas stressigen Jazz-Loop. Zugegeben, die künstlerischen Ausdrucksmittel der Neofolk-Musik und ihrer Spielarten sind recht eingeschränkt, auch wenn Ô Paradies nicht unbedingt dort einzuordnen sind mit ihrer Mischung aus stampfenden Ryhthmen, spanischem Gesang und melancholischen Melodien, so wird wohl am ehesten aus dieser Ecke die potenzielle Hörerschaft kommen. Und der Vergleich mit Novy Svet und ihrer schrägen mediterranen Schlagerkultur liegt nicht fern. Umso naheliegender erscheint dann auch die umgekehrte Kooperation zwischen Novy Svet und Ô Paradies, die gerade auf Jürgen Webers neuem Wiener Label Nekofutschatz erschienen ist: Hier steuert der Spanier seine Stimme und einige mediterrane Instrumentalpassagen zum vergleichsweise schrägeren Stil der Österreicher bei. Novy Svet haben immer spanische und italienische Texte verarbeitet, doch bedienten sie sich auf ihren ersten Tonträgern dieser Sprachen eher als einer emotionalen Phantasiesprache. Mit dem Mitwirken der Gastmusiker sind diese Elemente nun poetischer und konkreter geworden. Grundsätzlich ist hier der bekannte Collagenstil von Novy Svet gewahrt: beschwingte Tanzrhythmen, rauher Sprechgesang, Hommagen an andere Künstler (etwa an Siouxsie and the Banshees auf Track 8), Ziehharmonika, Streicherloops... Das Zusammenfließen von mediterraner Melodik und urbaner Exzentrik kann hier als äußerst gelungen betrachtet werden und bietet auch einen guten Einstieg in die sehr spezielle Klangwelt der Wiener Gruppe. Das morbid-stilisierte Cover (ein totes Tier in der Meeresbrandung) rundet diesen sehr empfehlenswerten Tonträger ab. There is no victory in love and war... A.Dvorak |
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