Novy Svet

fin.finito.infinito

(Nekofutschata/Tesco 2006) CD 16 Tracks

Novy Svet haben sich von ihrer ersten CD "Faccia a Faccia" (Neuauflage bei Tesco) an konsequent den gängigen Undergroundkategorien entzogen. Zunächst tauchten sie im Umfeld von Neofolk und Militarypop auf, doch der fast sanfte, anarchistische Stil des Wiener Pärchens wollte nie so recht dazupassen. Folglich entwickelten sie mit handgemachten Klängen auf Gitarre und Akkordeon sowie einer Esparanto-ähnlichen Kunstsprache einen ganz eigenen experimentellen Folkpop-Ansatz, der über zahlreiche - mitunter streng limitierte - Tonträger kultiviert wurde.

Kam auf "Chappaqua" (Hau Ruck!/Tesco) eher die rituell-düstere Seite zum Tragen und auf "Venezia" (Nekofutschata) die Ambiente, kann man die nun als CD verfügbare "fin.fibnito, infinito" durchaus als eine vielschichtige Summe des Novy Svetschen Werkes bezeichnen. Repetitive Akustikgitarrenakkorde, rhythmisches Klavier, Minimalismus allerorten, die rauhe Stimme von Jürgen Weber, die sich voll Animo durch bizarre Liebeslieder krächzt - englisch und spanisch - daziwschen auch ein weiblicher Einfluss; das alles ist schwer zu fassen beim ersten Hören, macht aber Lust auf mehr.

Über all dem schwebt die morbide Atmosphäre eines mexikanischen Dias de los muertos, ein Motiv, das bereits in der Coverabbildung auftaucht und einen düsteren Faden durch die teils grotesk verfremdeten Stücke bildet.

Novy Svet haben sich längst als Phänomen der Undergroundmusik etabliert, einen festen Stamm an Hörern hervorgebracht und für Momente fürchtet man fast, diese Neuauflage einer auf 77 Stück (!!!) limitierten 12" soll dem Titel entsprechende der Abschied vom Musikgeschäft sein... Wir wollen das Gegenteil hoffen... Etwa in Form einer "Venezia"-CD bei Tesco.

:ms: