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Narbenerde
BDP
(Art Konkret 2002) CD 3 Tracks
Mit einem aggressiven Noisesturm steigt diese Postindustrial-CD
direkt ins Geschehen ein - getreu dem im Booklet angedruckten Motto: "The
only antidote to mental suffering is physical pain." Wie bei allen
Klangkunstwerken aus dem Bereich der Industrial Culture ist auch hier
ein beiläufiger Konsum unmöglich. Möglichst lautes und
konzentriertes Zuhören erst offenbart die multiplen Tonschichten,
aus denen diese Noisewand zusammengefügt ist. Wer den ersten Schock
überstanden hat, wird mit ruhigeren, experimentelleren Klängen
belohnt, doch auch hier bleibt ein eher beängstigender, destruktiver
Unterton. Auch die stark verzerrte Stimme wird eher als Instrument eingebracht,
ein Text ist weniger verständlich. Stark manipulierte Dröhn-
und Noisesounds erzeugen einen an- und abschwellenden Sog, in dem die
Frequenzen mitunter gegeneinandergesetzt werden, sich gegenseitig aufheben,
um dann wieder in eigene Gefilde abzutauchen oder zu verhallen. Track
2 von drei langen, gleich betitelten Stücken arbeitet dann eher mit
sakralen Keyboardflächen, in die sich nur allmählich krachige
Elemente einschleichen. Auch hier wird der Halleffekt massiv eingesetzt.
Der abschließende Track 3 schaltet noch einmal etwas zurück
und lässt langwierige Drones in den Vordergrund treten, was die aggressiven
Elemente eher in ein düster-bedrohliches Ambiente überführt.
Ein solcher Tonträger kann als kathartische Entspannung
rezipiert werden ("antidote"), oder als auditive Herausforderung.
Wer sich im vielseitigen Labyrinth von Industrial Culture auskennt, wird
hier eher affirmativ denn innovativ fündig, doch einen eigenen (zermürbenden)
Klang kann man Narbenerde nicht absprechen. Als kleiner Wermutstropfen
bleibt allenfalls das etwas lieblos gestaltete Cover, das zwar mit einer
reizvollen Grafik aufwartet, sich jedoch auf einen banalen Jewelcase mit
einfachem Inlay beschränkt. Die von aufwändiger und origineller
Verpackungskunst verwöhnte Szene wird von diesem Aspekt eher enttäuscht
sein.
Maria Nicoli
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