Nächte des Grauens

4 / 5 Sterne

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Originaltitel: Plague of the Zombies
GB 1965
Regie: John Gilling
Anbieter: e-m-s, Anolis (RC 2)
Bild: WS 1,78 (16:9 anamorph)
Ton: Deutsch, englisch (Mono 2.0)
Bonus: Interview mit James Bernard, Galerie, Trailer

Mit dem zehnten Beitrag ihrer Hammer-Film-Edition präsentieren e-m-s/Anolis einen der interessantesten Titel aus der Hammer-Horror-Produktion: Gedreht in Cornwall vereinigt dieser Film adliges Dekadenzgebaren und Haitianischen Voodoo-Kult zu einer spannenden Thrillermixtur, die zugleich den klassischen Monsterfilm atmopshärisch erweitert. Noch vor George A. Romeros NIGHT OF THE LIVING DEAD sieht man in PLAGUE OF THE ZOMBIES graugesichtige, angemoderte Untote nach dem Blut der Lebenden gieren.

Im Cornwall der Mitte des 19. Jahrhunderts sieht sich ein junger Arzt mit rätselhaften Todesfällen konfrontiert. Junge Menschen sterben unvermittelt und verschwinden - wie sich herausstellt - aus ihren Gräbern. Während die Dorfbevölkerung den zugezogenen Arzt verdächtigt, holt dieser seinen früheren Professor zu Hilfe und kommt einem grauenhaften Komplott auf die Spur: Der Gutsherr Hamilton nutzt seine Macht, um mit Haitianischen Voodoo-Ritualen die Bevölkerung der Gegend nach und nach in willfährige Zombies zu verwandeln...

Nach dem Muster des Okkultthrillers, den Hammer auch mit THE WITCHES gepflegt hatte, wird hier die Kombination aus englischem Gothic-Horror und exotischem Kult inszeniert. Gerade aus der erdigen Landschaft erwächst ein dichtes, unheimliches Potential. Und die apathischen, somnambulen Zombies erscheinen durchaus gruseliger als ihre prominenten Vorgänger, die klassischen Universal-Monster. Einen Urahnen dieses Stoffes findet man in WHITE ZOMBIE aus den dreißiger Jahren, doch in der Gewaltdarstellung wurden die Schrauben hier deutlich angezogen.

Die vorliegende DVD, die den damaligen Kinotitel NÄCHTE DES GRAUENS trägt, macht den Film in einer hervorragend gemasterten Breitwandversion zugänglich. Sowohl englischer als auch deutscher Ton sind von vergleichbarer Qualität, wobei - wie gewohnt in Synchronisationen - die deutsche Synchronfassung etwas deutlichere Dialogstellen enthält. Die Trailer gebärden sich marktschreierisch, wie bei Hammer üblich, und die Bildergalerien listen noch einmal alle Promotionmotive, die aus der Horrorfilmliteratur bekannt sein dürften - mit dem Schwerpunkt auf Peter Thompsons Zombietraum. Interessantestes Extra ist das sehr lange Interview mit dem Filmmusikkomponisten James Bernard, der u.a. von seiner Lehrzeig bei Benjamin Britten berichtet.

Wer eine Chronologie des Zombiemotivs in der Filmgeschichte zusammenstellt, wird um diesen Film nicht herumkommen. Und auch dem Genrefan bietet der Film noch heute atmosphärische und aufregende Unterhaltung.

Marcus Stiglegger