Mothlite

Flax of Reverie

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(Southern Records/Soulfood 2008) CD 6 Tracks

Der radikale Experimentalfilmer Stan Brakhage ist nicht unbedingt die naheliegendste Inspirationsquelle für ein droniges Alternative-Pop-Album. In seinem Materialexperiment MOTHLIGHT klebte er Blätter und Insekten direkt auf das Zelluloid und filmte das projizierte Ergebnis ab. Daraus ein musikalisches Projekt herzuleiten, erscheint zunächst abstrakt, und doch nimmt man es Mothlite unumwunden ab. Dabei ist das hier präsentierte Spektrum an Instrumenten, Sounds und Stimmungen erstaunlich und mitunter geradezu atemberaubend.

Der Opener „Riverside“ bietet direkt ekstatischen Postrock, wie man ihn aus dem kanadischen Constellation-Umfeld kennt, doch dann eine Kursänderung: „The One in the Water“ wird getragen von elegischem Gesang, fließenden Pianomelodien, Trommelkaskaden sowie dem klagenden Saxophon von Gilad Atzmon, jazzy und sehnsuchtsvoll. „The Untouched Dew“ schlägt einen eher monumentalen Ton an mit düsteren Streicherteppichen, geheimnisvoll verhallenden Seufzern, concrète Sounds und einem beklemmenden Klavierarrangement. Hier knüpft man am ehesten an alte Helden des 4AD-Labels an, stellenweise meint man Coil durchschimmern zu hören. Lichter erscheint dagegen „Neverbegoodwood“. Hier erinnert der leicht spacig-hymnische Gesang deutlich an Pink Floyd, und auch die Flöte, Saxcophon und Keyboard fügen sich in dieses Bild. Hier kommt man einer Idee von Popmusik auch am nächsten. „Cauldron“ zaubert dann die lange überfälligen Gitarrenklänge herbei, athmosphärisch und verschachtelt, später mit Streichern, Drums, Piano und Stimmen zu einem komplexen Geflecht verschmelzend und nach 10 Minuten im Crescendo endend. „Hypnogogue“ bleibt als durchaus rhythmischer und textlich gar apokalyptischer Ausklang: „I can see your house in a hurricane...“

Mothlite ist mit diesem Debütalbum „Flux of Reverie“ ein vielversprechender und im besten Sinne anspruchsvoller Beginn geglückt, der eine einzigartige, inspirierende und durchaus kinematographische Atmosphäre garantiert. Volle Aufmerksamkeit ist erfordert – und sie lohnt sich.

:ms: