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MONA LISA
4 / 5 Sterne
Originaltitel: Mona Lisa
Produktionsland + -jahr: GB 1986
Genre: Thriller
deutscher Kinostart: 11.12.1986 / 183.965 Besucher
Ton DVD: Deutsch in DD 2.0; Englisch in DD 5.1 + DD 2.0 (stereo); deutsche
Untertitel, ausblendbar
Bild DVD: 16:9 / 1:1,85
Laufzeit: ca. 99 Minuten
FSK: 18
DVD-Extras: Audiokommentar mit Neil Jordan und Bob Hoskins, Bio/Filmografien
(Texttafeln); "Die HANDMADE Story" George Harrison als Filmproduzent;
Originaltrailer; weitere Sunfilm-Trailer, Einlegeposter mit Covermotiv
Bestellnummer DVD / EAN-Code DVD: 22075 / 4041658220750
VÖ als Kauf-DVD: 17.11.2004
"Die zentrale Person in Mona Lisa ist ein Mann,
der bei den Frauen alles falsch versteht. Er hat dieses idealisierte Bild
über das weibliche Geschlecht. Der Film handelt von der Frau, die
er kennenlernt, und auf die er all seine Obsessionen projiziert,"
sagt der irische Filmemacher über sein Neo-Noir-Melodram MONA LISA,
das nun endlich als überzeugend gestaltete DVD vorliegt.
Ein regenbogenartiges Farbspektrum und die Magie nächtlichen
Lichts verzaubern die Londoner Unterwelt, in der sich die geheimnisvolle
schwarze Edelprostituierte Simone (Cathy Tyson) und ein kleiner dicker
Ganove, George (Bob Hoskins), nicht voneinander lösen können.
Neil Jordans Film verfolgt die zögernde Annäherung dieser höchst
unterschiedlichen Welten – Georges Proletariat und Simones Welt
des funkelnden Scheins – mit liebevoller Zuneigung und Geduld. Simones
zerbrechliche Grazilität und Georges plumpes Auftreten ergeben ein
tragikkomisches Gespann, das sich zunehmend traumwandlerisch durch die
schäbige Welt des Drogenstrichs in King’s Cross und die Luxushotels
der Innenstadt bewegt. Für den Gangster Mortwell (Michael Caine)
soll er zugleich Simone beschatten und sie beschützen, was er zunächst
arglos tut, doch nach einer Phase der Annäherung kann ihn die Frau
ihrerseits dazu gewinnen, für sie einen verlorenen Menschen zu suchen:
ihre junge Freundin Cathy, die irgendwo in Londons pornografischer Unterwelt
verschollen ist. Während er nachts Simone chauffiert, begibt er sich
tagsüber auf eine oft demütigende, beängstigende Odyssee
in eine Welt der verkauften Körper, der simulierten Gefühle
und der skrupellosen Ausbeutung. George bringt Cathy, die für Mortwell
als Lustsklavin arbeitet, schließlich mit Gewalt zu Simone und zu
dritt verstecken sie sich in dem winterlichen Badeort Brighton. Bei einem
Spaziergang am Pier überschlagen sich die Ereignisse. Simone erschießt
Mortwell, um dann die Waffe auch auf George zu richten. Dieser versteht,
dass er dieses 'traurige Spiel‘ nie gewinnen kann. Das Lächeln
der „Mona Lisa“ (aus Nat King Coles Lied) bleibt ihm undurchschaubar.
Jordan bewegt sich virtuos auf der Grenze zwischen Poesie, Kitsch und
Klischee, bleibt aber in den Zwischenräumen zwischen Mensch und Mensch
stets genauer Beobachter. Wie der Film Angel lebt auch Mona Lisa –
trotz des Millieus, in dem sich die Geschichte abspielt - nicht von Action
und der Inszenierung von Gewalt, sondern von dem Faszinosum des Begehrens,
das nicht sein darf.
Die nun in der Reihe der Handmade-Produktionen des Neuen
Britischen Kinos bei Sunfilm erschienene DVD kann sich mit der britschen
Anchor Bay-Version durchaus messen, bietet sie doch abgesehen von dem
sehr informativen Audiokommentar von Jordan und Hoskins, der hier leider
nicht deutsch untertitelt wurde, noch die kurze Überblickdokumentation
"Die Handmade Story", die jedoch auch auf den anderen Titeln
der Reihe vorliegt. Dafür fehlt das Feature über Jordan beim
Festival in Cannes, das jedoch nicht allzu ergibig ist. Auf die gefaltete
Reproduktion des DVD-Covers hätte man verzichten können - schöner
wäre ein Wiedersehen mit dem gemalten Plakat aus den 80ern gewesen.
Wichtig ist vor allem den Film hier in seiner damals sehr gelungenen deutschen
Synchro sowie in der untertitelten englische Fassung vorliegen zu haben,
da die originalsprachigen Dialoge ohne Untertitel oft nahezu unverständlich
bleiben. Da der Film hier ungekürzt vorliegt, wurde er auch von FSK
16 auf 18 hochgestuft - was auch dem potenziellen Zielpublikum entspricht.
Lange hat man einen solch faszinierend stilisierten,
melancholischen spannenden Film aus England nicht gesehen. Grund genug,
sich diese Scheibe umgehend zu besorgen.
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