Mitfahrer

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Anbieter: epiX Media
Produktionsland & -jahr: Deutschland 2003
Laufzeit: ca. 89 Min.
Kinostart: 17.11.2005
Genre: Roadmovie
FSK: ab 12 Jahren
Regie: Nicolai Albrecht
Darsteller: Ulrich Matthes, Anna Brüggemann, Michael Ojake, Ivan Shvedoff
Sprache: Deutsch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Audio: Dolby Digital 2.0
Bildformat: 16:9
Ländercode: 2 (PAL)
Specials: Trailer, Making Of, Interview mit Nicolai Albrecht (ca. 12 Min.), Audiokommentar mit Regisseur, Produzentin und Kameramann, Epix-Trailershow

Die Autobahn ist eine schöne Metapher für das Leben: Begegnungen, Bewegung. Irgendwie oder irgendwann geht es immer weiter, aber die Richtung ist ungewiss.
Ständig rollen Autos über die Bundesstraßen, nie steht der Verkehr still. Kurze Blicke von einem Fenster in ein anderes, und man stellt sich Fragen: Was sind das wohl für Menschen, die dort am Steuer sitzen? Wo geht die Reise hin? Die Autobahn scheint wie gemacht für einen Film.

An den Knotenpunkten des Lebens begegnen sich die Menschen zuerst als Unbekannte. Eine solche Begegnung unter besonderen Umständen, das ist sicherlich das Zusammentreffen von fremden Menschen, um mit dem Auto an ein Ziel zu gelangen. Die Mitfahrgelegenheit ist ein Risikospiel, irgendwie aufregend, spannend, aber genauso anstrengend und nervenaufreibend. Über einen langen Zeitraum muss man sich einen kleinen Raum mit Menschen teilen, die man nicht kennt. Da kann viel passieren, besonders wenn die Temperatur bei 35 Grad Celsius liegt.

Diese Umstände machen es den Protagonisten in „Mitfahrer“ nicht gerade leicht, einander kennen zu lernen. Zwei Autos machen sich auf den Weg von Köln nach Berlin, in einem sitzen Katharina, Fabian und Sylvester; Peter, Carolin und Hilal im anderen. Alle werden von unterschiedlichen Vorhaben nach Berlin getrieben: Party machen, an der Schauspielschule vorsprechen, heiraten. Unterwegs kreuzen sich die Wege der verschiedenen Hauptfiguren. Und auf der Rückreise wird alles noch einmal durcheinander gewürfelt, wechseln sie Autos und ändern ihre Pläne.

In mehreren parallel montierten Episoden verlaufen hier die Wege. An Kreuzungen und anderen Orten begegnen sich die Figuren immer wieder. Die Konstruiertheit dieser Situationen ist dabei offensichtlich, wirkt aber keinesfalls überzogen, sondern eher wie ein interessantes Beziehungsgeflecht, aus dem sich viele Einzelgeschichten ergeben. Wie die Straßen der Autobahn bilden sie ein Netz, in dem man in jedem Moment eine neue Facette der Figuren erkennt, je nachdem, mit wem sie gerade unterwegs sind. Besonders deutlich wird dies an dem von Ulrich Matthes gespielten Charakter Peter. Eine ambivalente Figur, deren Verhalten gleichzeitig Unverständnis und Mitleid hervorrufen kann und die durch die eindringliche Darstellung des Schauspielers große Tiefe erhält. Ohnehin sind die Leistungen der Schauspieler hervorzuheben. Sehr individualistisch und ungewöhnlich wirken die Figuren, jede mit ihrem eigenen Hintergrund, den eigenen Sorgen und Zielen. Ein Ensemblefilm, in dem alle Geschichten ein großes Ganzes ergeben, lebt von der feinfühligen Zeichnung der Charaktere. Dies ist hier gut gelungen.

Regisseur Nicolai Albrecht stellt mit „Mitfahrer“ seinen ersten Langfilm vor, und damit ist ihm gleich ein kleines Kunststück gelungen: Drei Autoren haben am Drehbuch geschrieben, haben die verschieden Episoden, die Autos, die zu Beginn des Filmes von Köln aus starten, entworfen. Die Gefahr, dass die einzelnen Geschichten zerfasert nebeneinander herlaufen, vieles nur oberflächlich angeschnitten, aber nicht ausgebreitet und damit interessant und bedeutsam gemacht wird, ist dabei groß. Albrecht hat es aber geschafft, die Stränge zu bündeln und einen einheitlichen Stil in Erzählrhythmus und –intensität zu schaffen.

Die Features der DVD sind knapp gehalten. Neben der obligatorischen Trailershow ist ein Making Of von vier Minuten Länge darauf zu finden und ein Interview mit dem Regisseur. Hervorzuheben ist der Audiokommentar mit Albrecht, Produzentin Michaela von Unger und Kameramann The Chau Ngo. Hier gibt es einige interessante Details vor allem zur Technik, die das Filmen eines fahrenden Autos überhaupt erst ermöglicht. Dabei wird deutlich, wie aufwendig der Dreh gewesen sein muss. Die vielen Innen- und Außenaufnahmen fahrender Wagen scheinen nicht nur ein kamera-, sondern auch tonästhetisches Problem gewesen zu sein. Umso überzeugender ist schließlich das Ergebnis geworden. Und mehr Extras braucht ein so bildstarker, großartig gespielter Film auch nicht. Er spricht und bebildert für sich Geschichten vom Leben und von Menschen.

Susan Noll