Mirrors

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Originaltitel: Mirrors
Label: Kinowelt
Genre: Horror, Mystery, Thriller
Produktionsjahr: 2008
Produktionsland: USA
Kinostart: 30.10.2008
FSK Keine Jugendfreigabe
Lauflänge: ca. 107 Minuten
Regie: Alexandre Aja
Drehbuch: Alexandre Aja, Gregory Lavasseur
Kamera: Maxime Alexandre
Produktion: Alexandre Aja, Gregory Levasseur, Marc Sternberg
Bild: 2,40:1 (anamorph)
Sprachen/Ton: Deutsch (Dolby Surround, 5.1 Dolby Digital), Englisch (5.1 Dolby Digital)
Untertitel: Deutsch
Extras: Feature Die Geschichte von Anna Esseker, Making of: Behind the Mirror, alternatives Ende mit optionalem Kommentar von Alexandre Aja, Deleted Scenes mit optionalem Kommentar von Alexandre Aja, animierte Storyboard-Sequenz, Trailer
DVD im Verleih ab 03.03.2009
Bst.-Nr.: 502073
EAN: 4006680044255
DVD im Verkauf ab 03.04.2009
Bst.-Nr.: 502073
EAN: 4006680044255

Vor einigen Jahren belebte der junge Filmemacher Alexandre Aja auf erstaunliche Weise das französische Genrekino neu, indem er mit HIGH TENSION bewies: Packender Horror ist auch in Europa möglich - und hat den Slasherfilm amerikanischer Prägung längt überholt.

2006 gelang ihm ein weiteres Kunststück: Er ließ dem Kulthit einen zweiten folgen, indem er Wes Cravens apokalyptischen Thriller THE HILLS HAVE EYES modernisierte und dem Horror ein Postindustrial-Gesicht verlieh. Verstörendes Sounddesign, erdig-modrige Farben und exzessive Gewalt wurden zu Ajas Markenzeichen. Und so war mit dem dritten Streich zu beweisen, ob er hielt, was er versprochen hatte. Dieser Film hieß auf erstaunlich selbstreflexive Weise MIRRORS und war wiederum ein Remake, diesmal eines koreanischen Horrorfilms (INTO THE MIRROR). Ist es Aja mit MIRRORS gelungen, an seine hohes Niveau anzuknüpfen?

Die Antwort ist jein. Zweifellos hat MIRRORS als Gothic Horror-Thriller mit europäischer Atmosphäre und amerikanischem Budget alles, was man erhoffte, doch leider wollen die Zutaten hier nicht so recht zusammen kommen. Brutaler Splatterhorror, beklemmende Geisterspannung und das Psychodrama eines drogenabhängigen Polizisten bieten großartige Ansätze, die jedoch vor allem von Kiefer Sutherland in der Hauptrolle nie ganz getragen werden. Viele Fragen bleiben offen, viele Ideen erscheinen aufgesetzt. Doch trotz allem ist MIRRORS ein aufregendes Stück Horrorentertainment:

Ex-Cop Ben Carson (Sutherland) hat nicht nur seine Polizeimarke, sondern nach Alkoholexzessen auch das Vertrauen seiner Familie verloren. Um sich in den Griff zu bekommen, übernimmt er den Job des Nachtwächters für die Ruine des Kaufhauses Mayflower, das bei einem Flammeninferno zerstört wurde. Auf seinen Rundgängen durch die finsteren Hallen reflektieren gewaltige Zierspiegel verstörende Bilder der Vergangenheit. Zunächst glaubt er an Halluzinationen, doch bald geraten Carson und seine Angehörigen in den Fokus dämonischer Mächte. Auf seinen Recherchen stößt er auf die traurige Geschichte der Psychiatriepatientin Anna Esseker, die als Kind in der benachbarten Heilanstalt von ihrer Persönlichkeitsspaltung geheilt werden sollte - ein Experiment, das entsetzlich schief ging...

Wie die sehr interessante Dokumentation der DVD "Behind the Mirror" (die übrigens ganz und gar kein Making Of ist - zum Glück) deutlich zeigt, hat der Spiel als Symbol eine große Bedeutung für Mythologie und Okkultismus. Und atmosphärische schöpft Aja aus dem Vollen. Wenn sich die Spiegelbilder verselbststädigen, nimmt das Grauen seinen Lauf. Es ist Ajas Verdienst, eine der schockierendsten Badezimmerszenen der Filmgeschichte gedreht zu haben. Man achte auf Amy Smart... Diese extrem blutige Szene wird auch mit einem animierten Storyboard erklärt. Die weiteren Bonusmaterialien zeigen vor allem eher langatmige Zusatzszenen, die der rhythmischen Straffung zum Opfer fielen, sowie ein längeres alternatives Ende, das der Regisseur selbst nicht schätzt (obwohl es durchaus reizvoll inszeniert ist). Spannendes Extra ist auch die zusammenmontierte Dokumentation über die Geschichte der 'Besessenen' in künstlich gealterter Optik.

Viel wurde im Vorfeld diskutiert, dass Kinowelt nur die um wenige Sekunden kürzere Kinofassung herausbringt, nicht den Extended Unrated Cut des Films. Die 11 Sekunden jedoch betreffen lediglich kleine Verlängerungen einzelner Einstellungen, und spätestens mit dem ersten Todesfall des Films unter dem Vorspann wird niemand mehr nach noch mehr Blut jammern müssen. Die Badewannenszene ist auch in der Kinofassung zutiefst schockierend. Kinowelt hat den Film zweifellos in einer sehenswerten und gelungenen Fassung präsentiert.

Für Horrorfans ist MIRRORS so oder so ein Fest: atmosphärisch dicht, schockierend blutig und mit großartigem Soundtrack. Kleine Handlungsunlogiken und mittelmäßiges Schauspiel trüben den Genuss nicht. Die vorliegende Fassung hat zweifellos ihr Publikum verdient.

Marcus Stiglegger