MEMORIES OF MURDER SÜDKOREA 2003 Während die meisten Beiträge der Störkanal-Reihe eher aktuelle Veröffentlichungen sind, liegt mit MEMORIES OF MURDER ein koreanischer Klassiker von 2003 erneut vor, und es ist zu hoffen, dass der Kontext dieser Reihe nun das eigentliche Zielpublikum eines solchen Film erreicht: MEMORIES OF MURDER ähnelt David Finchers ZODIAC oder der RED RIDING TRILOGY, also stark im Zeitkolorit verorteten Rekonstruktionen eines gesellschaftlichen Klimas, in dem sich die Taten eines Serienmörders fast irritierend logisch einfügen. 1986 erschüttern Seriemorde an junge Frauen in einem
kleinen Dorf nahe Seoul die Bevölkerung. Die charakterlich sehr unterschiedlichen
örtlichen Polizisten Park und Jo jagen den Ähnlich akriebisch und langsam wie Finchers ZODIAC entfaltet MEMORIES OF MURDER ein präzises gesellschaftliches Porträt, in dem die unterschiedlichen Methoden und Mentalitäten zum Abbild langwährender Konflikte werden. So führt die Ermittlung der verbrechen letztlich in immer weitere Abgründe eines unter der Militärdiktatur leidenden Staates. In Südkorea war der Film ein Box-Office-Hit, was angesicht der etwas spröden Dramaturgie erstaunlich anmutet, denn Regisseur Bong Joon- Ho vermeidet geradezu die kommerziellen Formeln des Serial-Killer-Films. Hier gibt es weder charismatische Souveräne noch grausame Katz-und-Maus-Spiele. MEMORIES OF MURDER ist kalt und kritisch - und dadurch hart. Leider gibt das DVD-Master nicht die volle Bildqualität her, die den kristallinen Bildkompositionen gerecht wird. Doch auch so ist MEMORIES OF MURDER ein wichtiger Beitrag des südkoreanischen Kinos. Das Booklet enthält einen informativen Essay über den Serial-Killer im Film. Marcus Stiglegger |
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