srmeixner
Between the Lines
(Dirter Promotion 2003) CD 4 Tracks
Der Londoner Stephen Meixner gehört zu den profiliertesten
Schöpfern atmosphärischer und dunkler Musik seit den späten
achtziger Jahren. Mit der Band Contrastate
erspielte er sich weltweit einen legendären Ruf, und einige Stücke
aus dieser Zeit tauchen hin und wieder in Industrial Clubs auf (etwa „Breaking
the Strawmen“). Seit einigen Jahren nun – nach der Auflösung
von Contrastate – macht Meixner auf Solopfaden von sich reden. Und
„Between the Lines“ ist nicht die schlechteste Möglichkeiten,
sich mit seinem Schaffen vertraut zu machen. Wie die späten Contrastate-Alben
funktioniert auch die neue CD wie ein Hörspiel: die Tracks gehen
ineinander über und ordnen sich einem klar definierten Konzept unter.
Between the Lines ist inspiriert
von Daniel Libeskinds Anbau des Jüdischen Museums in Berlin. „Was
mich daran beeindruckte, war die Weise, in der das Gebäude entworfen
war, ein Gebäude, das die Geschichte der deutschen Juden und ihres
Leidens unter dem Holocaust deutlich thematisierte und integrierte.“
Die verwinkelten Wege und Hallen machen auf dreierlei Wegen das Schicksal
der Berliner Juden zur Erfahrung für den Besucher. Deutsche und jüdische
Geschichte werden räumlich miteinander verschränkt und nachvollziehbar
gemacht. So thematisiert Track 1 „Interior. Exterrior. Void.“
jenen Raum, der in der Leere endet, die den Holocaust selbst symbolisiert.
Das Stück endet in Straßengeräuschen aus der Metropole,
die von einem bedrohlichen Didgeridoosound gebrochen werden. „Tragic
Premonition“ widmet sich dann der finsteren Vorahnung des Völkermordes,
u.a. anhand von Auszügen des Buches Das waren die Klaars von George
Clare.
Das nur 12 Sekunden dauernde Stück 3 erinnert daran,
das „Schweigen Komplizenschaft“ bedeuten kann. Erst „Garden
of Exile“ entlässt den Hörer mit einer ambivalenten Vielstimmigkeit
der Klangschichtung.
Wie bereits Contrastate belegen auch die Kompositionen
Stephen Meixners, dass Industrial- und Darkambientmusik durchaus politisch
und sozial verantwortlich operieren kann. Und das ist letztlich auch ihr
Ziel – keine eskapistische Klangspielerei, sondern Bewußtseinserweiterung
und Engagement.
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