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Meine Nächte sind schöner als Deine Tage
5 / 5 Sterne
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Originaltitel: Mes nuits sont plus belles
que vos jours
Label: Arthaus
Genre: Erotik/Drama
Produktionsjahr: 1989
Produktionsland: Frankreich
Kinostart: 06.09.1990
FSK: ab 16 Jahren
Lauflänge: ca. 106 Minuten
Regie: Andrzej Zulawski
Drehbuch: Andrzej Zulawski
Kamera: Patrick Blossier
Produktion: Alain Sarde
Technische Angaben
DVD Bild: 1,85:1 (anamorph)
DVD Sprachen/Ton: Deutsch (Mono Dolby Digital)
DVD Extras: Starinfos, Produktionsnotizen, Fotogalerie, Trailer
In MEINE NÄCHTE SIND SCHÖNER ALS DEINE TAGE,
inspiriert durch Raphaele Billetdoux’ gleichnamigen Roman, wird
der Verlust der Sprache zum eigentlichen Thema des Films. Der Informatiker
Lucas (Jacques Dutronc) entwickelt eine neue Computersprache und leidet
fortan an einem Gehirntumor, der beständig sein Erinnerungsvermögen
schädigt. Um so viele Wort wie möglich zu bewahren, beginnt
er, eine exzessive Gesprächskultur zu praktizieren. In einem Straßenbistro
begegnet er der jungen Blanche (Sophie Marceau). Die Frau lebt in Abhängigkeit
zu ihrem zwielichtigen Ehemann und einer lebenslustigen Mutter (Valérie
Lagrange). Lucas wird besessen von Blanche und folgt ihrem Weg nach Biarritz,
wo sie in einer esoterischen Stripshow vor dekadenten Reichen tanzen soll.
Die beiden gequälten Seelen verleben drei leidenschaftliche Tage
am Meer, wo sie sich vor allem auf physisch-sexueller Ebene begegnen und
eine eigene Form der Kommunikation entwickeln, wie es der selbstgewählten
Isolation der Liebenden entspricht. Die Sprache der Sinne ersetzt die
verbale Kommunikation. Gemäß seiner Devise, dass „ein
Geist, der nach Ordnung und Klarheit strebe alles umgekehrt machen solle“,
entwickelt sich Lucas zusehends zum sozial inkompatiblen Wesen: Er geht
mit seiner Kleidung baden, hebt einen Kaugummi von Blanche in seiner Brusttasche
auf und lässt ein vermeintlich harmonisches Frühstück mit
der Geliebten zum verzweifelten Exzess ausarten; morgens auf dem Pariser
Boulevard Montparanasse sitzt er im Schneidersitz auf der Straße.
Sein Wahn, permanent zu reden, lässt ihm jede Kommunikation entgleiten.
Andrzej Zulawskis Antwort auf die Gesprächshülsen
des französischen Dialogfilms ist das: „Aber die Worte seien
leer. Lexikalische Phrasen, Wortspielereien, schlichtes Gefasel sind seine
Zuflucht. Sprachmotorik. So wie er[, Dutronc,] fast zwanzig Jahre früher
in L’IMPORTANT mit der Motorik eines verzweifelten Clowns versucht
hat, Romy Schneider seine Liebe zu zeigen. Keiner hat ihn verstanden.
Weil ihm die einfachsten Gesten der Liebe abhanden gekommen waren. Am
Schluss zuckte er nur noch, in der Toilette eines Cafés, nachdem
er Schlaftabletten genommen hatte. Schaum vor dem Mund. Dabei hatte Romy
Schneider ihm vorher noch die Hand zu reichen versucht. Aber nicht einmal
zu dieser Geste war er mehr fähig. Das Selbstverständnis war
ihm verloren gegangen. (Michael Althen)“
Für Zulawski ist die exzessive und oft scheinbar
ziellose Sexualität seiner Protagonisten eine finale Sprache, die
Sprache der Verzweiflung angesichts der Unmöglichkeit zwischenmenschlicher
Kommunikation. Als einzige und letzte Utopie bleibt letztlich doch nur:
die Liebe. „Es ist wichtig, zu lieben.“
Man hätte kaum je gedacht, dieses Meisterwerk
des exzentrischen Polen in Deutschland je noch einmal ungekürzt und
in so bestechender Qualität zu sehen. Als Bonus bekommen wir nur
einen gelungenen deutschen Kinotrailer und drei Biografien, doch die Originalfassung
des Films ist den kauf in jedem Fall wert! Wird nun auch bald NACHTBLENDE
ungekürzt folgen?
Marcus Stiglegger
DVD-Shop für weltweite Importe
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