Meat

Originaltitel: Vlees
Produktionsland: Niederlande 2010
Länge: 86 Min.
Verleihstart: 15.3.2012
Anbieter: Donau Film
Regie/Produktion: Maartje Seyferth, Victor Nieuwenhuijs
Hauptdarsteller: Frans Bakker, Nellie Benner, Hugo Metsers, Titus Muizelaar

„Meat“ bezeichnet die Leiblichkeit des Fleisches, sei es menschlicher oder tierischer Natur. Insofern bezieht es sich auch auf die Doppeldeutigkeit des Fleisches als Nahrung und als erotisches Faszinosum. Vom Meathook zum Meatshot hangelt sich auch der programmatisch betitelte holländische Film MEAT von Maartje Seyferth und Victor Nieuwenhuijs, der Allzumenschliches in der filmischen Tradition zwischen DÄNISCHE DELIKATESSEN und DAS GROSSE FRESSEN vermittelt.

Dabei bedient er sich zweier Handlungsstränge, die sich erst allmählich durchdringen: Einmal geht es um einen Schlachter (Titus Muizelaar), der von seiner Frau (Wilma Bakker) systematisch betrogen wird. Seinerseits stellt er der jungen Aushilfe Roxy (Nellie Benner) nach, die von einer obsessiven Lust an menschlichem und tierischem Fleisch erfüllt ist. Zum anderen erleben wir das monotone Leben des verwahrlosten Kriminalinspektors (ebenfalls Titus Muizelaar), der verzweifelt versucht, sich von seiner unzufriedenen Lebensgefährtin zu trennen. Diese hat von seiner Gefühlskälte schließlich genug und stürzt sich hinter ihm aus dem Fenster. Selbst ihr Tod lässt ihn gleichgültig. Erst als er einen Mordfall in der besagten Schlachterei zu ermitteln hat, erwacht sein Interesse – an der tatverdächtigen Roxy.

MEAT erinnert an zahlreiche bizarre Vorbilder: das Universum von David Lynch mit seinen irritierenden (Alp)Traumbildern, das transgressive Kino von Gaspar Noé (CARNE wäre hier zu nennen) oder auch die aktuelle dänische Filmtradition mit ihrem makabren Humor. Diese Mischung aus subversivem Humor, latenter Sexualität und Menschenverachtung hätte man eher auf Labels wie Störkanal, Bildstörung oder Kino Kontrovers vermutet, doch Donau Film schickt sich an, nun mit aktuellen Produktionen eine ähnliche Tendenz anzustreben. Lediglich mit dem Bonusmaterial tat man sich bereits bei den Walerian Borowczyk-Editionen des Labels schwer. Man muss sich also mit Trailer und Galerie zufrieden geben.

MEAT überzeugt mit finsterem Tondesign, monochrom kalten Bildkompositionen und verstörenden Ritualen, auch wenn der Film nicht ganz zum Ziel kommt.

Marcus Stiglegger