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Mandingo
3,5 / 5 Sterne
Anbieter: Kinowelt
USA 1974
Regie: Richard Fleischer
Laufzeit: 118 Minuten
Bild: 1:1.85 (anamorph)
Ton: Deutsch, Englisch, Spanisch (mono)
Untertitel: Deutsch u.a.
Bonus: Trailer
FSK: ab 18 Jahren
Für die amerikanische Geschichte ist die Versklavung
und Ausbeutung von Afrikanern eines der düstersten wenn auch prägnantesten
Kapitel. Daher ist es umso erstaunlicher, dass dieses Thema nur in vergleichsweise
wenigen Filmen Niederschlag findet. Eher wird die Beendigung der Sklaverei
nach dem Sieg der Nordstaaten über die Südstaaten glorifiziert,
die Nachwirkungen dieses humanitären Traumas über Generationen
hinweg - und der anhaltende Rassismus der Südstaaten jedoch - wird
selten ernsthaft aufgearbeitet. Hier sind es bezeichnenderweise Filme
von Engländern (Terence Young, Alan Parker), die ihren Beitrag leisten.
Die Sklaventhematik selbst wird - abgesehen von den Adaptionen von "Onkel
Toms Hütte" - entweder als Alltäglichkeit des 19. Jahrhunderts
bagatellisiert (VOM WINDE VERWEHT) oder aus strikt 'weißer' Perspektive
geschildert (Steven Spielbergs AMISTAD). Der Undergroundfilm VERDORBENE
FRACHT dagegen erzählt die Geschichte eines Sklavenaufstandes aus
Sicht der Opfer. In einem Gespräch auf dem Filmfestival Mannheim/Heidelberg,
wo dieser Film lief, kam die Rede auch auf Richard Fleischers monumentales
Südstaaten-melodrama MANDINGO (1974), und der Filmemacher gab zu,
dass gerade hier das Denken und die Mechanismen der Sklavenhaltergesellschaft
auf unangenehme Weise veranschaulicht wird.
MANDINGO ist sicherlich einer der großen kalkulierten
Skandalfilme der 'wilden' siebziger Jahre: besetzt mit James Mason, Susan
George, Perry King und Ken Norton, in wunderschönen monochromen Bildern
fotografiert von Richard H. Kline, Musik von Maurice Jarre, ein Titellied
von Muddy Waters und basierend auf einem Bestsellerroman von Kyle Onstott,
wurde dieser Film meist als ein 'A-Film' mit 'C-Thematik' aufgefasst.
Das mag daran liegen, dass Fleischers Film weitgehend die Perspektive
der Südstaatler vermittelt, dass also die Sklavenhaltergesellschaft
selbst zu Wort kommt, was vor allem in den Dialogen einen ungeheuren Zynismus
vermittelt. Es gilt also zu prüfen, ob sich dieser Film den Zynismus
zueigen macht, ob er letztlich Prinzip der Inszenierung ist. Immerhin
sehen wird völlig dekadente Südstaatler, die mit Afrikanern
handeln, sie sexuell und als Arbeitskräfte missbrauchen und im Krankheitsfall
den 'Tierarzt' rufen. Bereits das Cover zeigt Plantagenbesitzer Maxwell
(Mason) mit den Füssen auf einem kleinen Jungen, der sein Rheuma
durch die Fussohlen 'ableiten' soll. Inzest, Betrug und Grausamkeit sind
hier an der Tagesordnung. Der Film gibt sich große Mühe, diese
unfassbaren Elemente als Teil einer 'Alltäglichkeit' zu vermitteln,
die sie möglicherweise im 'Grand ole South' waren. 'Southern Comfort'
eben.
Die Sympathien sind hier allerdings klar vereitelt: Als
Indentifikationsfigur wird der alte Butler gestaltet, der selbst Opfer
willkürlicher Bestrafung wird, da er lesen kann - was als 'gefährliches
revolutionäres Potential' eingestuft wird. Er beobachtet das Geschehen
aus einer simulierten Unterwürfigkeit, und er wird es am Ende sein,
der Maxwells Willkürherrschaft ein Ende setzt.
In der Inszenierung von Sexualität und Gewalt geht
der Film vergleichsweise dezent zu Werke: Oft sind wesentliche Teile des
Geschehens kaschiert. Wichtiger ist eine Atmosphäre latenter Bedrohung,
in der alles möglich erscheint, die auch den in der Tat grausamen
Schluss ankündigt. Auch die Sexualisierung der (halb)nackten Körper
ist in Jacopettis und Gualitieris ADDIO ONKEL TOM erheblich aufdringlicher.
MANDINGO liegt nun bei Kinowelt in einer hervorragenden
Abtastung mit Originalton vor. Hier empfiehlt sich das Original mit Untertiteln,
um den Südstaatenakzent mitzubekommen. Der Film wird mit einer Originallaufzeit
von 126 Minuten angegeben und läuft hier 118, was an der NTSC-PAL-Umspielung
liegen könnte. Kürzungen fallen zumindest nicht auf.
Obwohl sich dieser Film heute mit etwas kritischer Distanz
neu erleben lässt, muss betont werden, dass er ein reifes und reflektiertes
Publikum verlangt. Andererseits gehört er zu jenen Werken, bei denen
lange die Botschaft mit dem Boten verwechselt wurde, die also jahrlang
verdammt wurden, ohne wirklich gesehen zu werden. Das lässt sich
nun ändern.
:ms:
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