MA MÈRE – MEINE MUTTER

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Regie: Christophe Honoré / F/PORTUGAL/ÖSTERREICH 2004 / 107 Min.
Darsteller: Isabelle Huppert, Louis Garrel, Emma de Caunes
Produktion: Paulo Branco
Freigabe: FSK 18
Vertrieb: cmv
Start Leih-DVD: 19.6.2009
Start Kauf-DVD: 19.6.2009

Der französische Philosoph Georges Bataille hat das moderne Denken nachhaltig geprägt, speziell bezüglich der Verbindung von Sexualität, Tabu und Tod. Seine pornographischen Prosatexte dienten als Vorlage für Filme wie DER LETZTE TANGO IN PARIS und IM REICH DER SINNE, seine Ideen prägten den Horrorfilm MARTYRS – doch selten hat sich ein Film konkret als Verfilmung verstanden. Christophe Honorés MA MÈRE bezieht sich ganz explizit auf die Novelle ‚Meine Mutter’, die Teil der Sammlung „Das obszöne Werk“ (Rowolth) ist. Ähnlich wie zeitgleich DER PORNOGRAPH bezieht sich MA MÈRE dabei auf die Nouvelle Vague der 1960er Jahre und besetzt mit Louis Garrel den Sohn einer Filmikone jener Jahre, Philippe Garrel.

Garrel spielt den 17jährigen Pierre, der in den Sommerferien zu seinen Eltern auf die Kanarischen Inseln kommt, wo sein Vater unvermittelt stirbt und seine Mutter Hélène (Isabelle Huppert) sich des Jungen annimmt. Sie arbeitet als Nobel-Prostituierte und führt den pubertierenden Sohn auf ihren nächtlichen Streifzügen in ausufernde Perversionen ein. Sie teilen sich eine gemeinsame Geliebte, Réa, die dafür sorgt, dass Pierre in einem Rausch aus Exzessen und Orgien versinkt. Am Ende stehen Inzest, Tod und Verzweiflung.

Eros und Thanatos gehen bei Bataille eine heilige Symbiose ein, und Honoré schafft es, der extremen Vorlage eine persönliche Perspektive abzuringen, die die Zeitlosigkeit von Batailles Ideen beweist. Sein pessimistisches Erotikdrama arbeitet mit verstörenden Verkürzungen, Andeutungen und kleinen Schocks. Die DVD enthält mit einer entfallene Szene und dem alternativen Ende interessantes Bonusmaterial (die Wüstenszene zitiert direkt Philippe Garrels THE INNER SCAR), die deutsche Synchronisation wirkt jedoch sehr hölzern. Zu empfehlen ist die mehrsprachige Originalfassung mit Untertiteln. Fazit: konsequent-pessimistischer Tabubrecher.

Marcus Stiglegger