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Lvpi Gladivs
Veritas
(SPQR 2014) CD 8 Tracks
Die Kombination aus einem martialischen Namen in Latein
und klassizistischen Statuen auf dem Cover lässt zunächst einmal
Schlimmstes befürchten: In der vergangenen Dekade haben sich die
Splitterszenen der schwarzen Subkulturen merklich verkleinert - aber auch
radikalisiert. Auf obskuren Minlabels erscheinen Möchtegernrevolutionäre,
die die diagnostizierte Derkadenz ihrer Lebenswelt mit Akustikgitarre
oder Marschtrommel bekämpfen wollen. Was noch um 2000 am Military
Pop, Martial Industrial und Neofolk beargwöhnt wurde, ist hier zur
selbsterfüllenden Prophezeiung geworden - so scheint es.
Erfreulich ist, dass die aktuelle CD der italienischen Formation
Lupi Gladius, die einst auf einem hochgradig suspekten Kleinlabel angefangen
haben, diese Klischees nicht weiter reitet, sondern eine ganz eigene Stimme
entwickelt: neolateinisch, voll von mediterranem Elan, extrem eingängig
und neoklassisch arrangiert. Erschienen auf dem italienischen Label SPQR
(ehemals HR!SPQR), wartet das Album mit einem liebevoll gestalteten Booklet
auf, das an die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts gemahnt: An Surrealismus
und Futurismus, an eine Zeit, in der die Moderne sich anarchisch gebärdete.
Die Musik von Lupi Gladius ist durchweg italienisch, zugleich
aber ähnlich dem treiben-nostalgischen Military-Pop von Derniere
Volonté (vor allem in dem von Akkordeon und Gitarre getragenen
'La nuova adunanza'). Andere Vergleiche werden gezogen zu Argine und Kirlian
Camera, doch Lupi Gladius kann durchaus für sich bestehen. Seit ihrer
Gründung 2002 hat die Band offenbar hart gearbeitet, um ihre Lieder
zu perfektionieren, von denen das zweite hier programmatisch 'L'elogio
dell' alterità' - das Lob der Andersheit - betitelt ist. Neben
regional-romantischen Bezügen ('Sulle rive dell Basento', 'Gli ultimi
bagliori') finden sich vor allem kulturell-skeptische Passagen ('Umano
e imprefetto', 'I figli del tramonto') - beherzte, aber melancholische
Klagen der 'Söhne des Untergangs'.
Die auf 500 Stück limitierte CD ist formal und
technisch ein erfreulicher Genuss, geht zugleich dezent neue Wege in Musik
und Gestaltung, ohne den Kontakt zu den subkulturellen Quellen aufzugeben.
Ein schönes und eingängiges Werk.
:ms:
Tracklist:
01. Sulle Rive Del Basento 3:23
02. L'Elogio Dell'Alterità 3:42
03. Gli Ultimi Bagliori 4:40
04. La Nuova Adunanza 5:42
05. Agone 4:45
06. Umano E Imperfetto 4:40
07. Nel Vento 2:40
08. I Figli Del Tramonto 3:56
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