Leonard Cohen - I'm Your Man USA 2005, ca. 99 min. Leonard Cohen ist ein Monument. Wie kein zweiter (außer vielleicht Bob Dylan und Van Morrison - aber da lässt sich streiten) prägte er die zeitgenössische Vorstellung des poetischen Songwriters, dessen vielfacher Einfluss auf die Musikwelt von der Popwelt (Billy Joel) über die Rockmusik (U2) bis hin zum Neofolk-Underground (Rome) reicht. Nun erscheint anlässlich des 2005erTribute-Konzerts zu seinen Ehren ein Dokumentarfilm, der diesen influss und Cohen Karriere zugleich reflektiert... „Einer der bedeutendsten Musikfilme aller Zeiten.“ So vollmundig etikettiert Filmemacher Wim Wenders I'M YOUR MAN, doch Wenders' eigene Musikfilme sind streitbar, so kann man auf dieses Urteil kaum vertrauen. Seltsam plausibel erscheint das Logo von Icon-Film im Vorspann, Mel Gibsons Produktionsfirma, steht Gibsons kontroverse Ambivalenz zwischen antisemitischen Ausfällen und religiös-mythischem Pathos Cohens eigener Position zwischen jüdischer Herkunft, totalitären Marotten und Zen-Buddhismus in kaum etwas nach. Dazu gesellt sich Nick Cave, dessen finster-melancholische, wenn auch zutiefst christliche Apokalyptik einen weiteren Baustein ergänzt. Das klingt zumindest nach einem gelungenen Abend. Am 10. März 2008 wurde Leonard Cohen in die ’Rock and Roll Hall of Fame’ aufgenommen. Die Zeremonie fand im New Yorker Waldorf Astoria Hotel statt. Der Film aber basiert auf jenem Tribute-Konzert, und daher strukturieren die Auftritte illustrer und durchaus sehr unterschiedlicher Musikerinnen und Musiker die Dramaturgie: Während Nick Cave und Beth Orton den melancholischen Duktus behutsam in ihren Stil überführen, wirken Rufus Wainwright und Antony eher wie eine Queer-Travestie der Klassiker. Teddy Thompson dagegen verleiht den Songs einen ureigenen amerikanischen Weltschmerz, der so gar nicht zu dem elitären Kanadier Cohen passen will. Aber darum geht es ja: Das Diverse zu feiern. So wirkt der Film nicht immer eigentändig, sondern eher wie die Bonus-Doku des Konzertmitschnitts, in dem sich die Beteiligten selbst feiern. Wäre da nicht Cohen selbst. Er kommt zwischen den Stücken selbst zu Wort, erzählt konzentriert und inspiriert von seiner Vergangenheit. Das ist das Monument. Das ist der der Ikone, des Mythos, den dieser Film mit sich tragen darf: "Cohen findet im tiefsten Schwarz Facetten, die sich wie Farben anfühlen." Diese Aussage von Bono kann eher das Motto des Films sein. So ist I'M YOUR MAN garantiert nicht der größte Musikfilm aller Zeiten. Aber ein sehenswertes Dokument des langen Schattens von Leonard Cohen. Die gelungen ausgestattete DVD von 3L bietet zusätzliche Songs vom Konzert, ein kurzes Gespräch mit Cohen über einige Songs, einen Audiokommentar und eine Galerie. Für Fans den Kauf wert. Marcus Stiglegger
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