Der Leichenverbrenner (OmU)

BESTELLEN

CSSR, 1968
FSK ab 16 freigegeben
Erscheinungstermin: 18.11.2011
96 Min.
Regie: Juraj Herz
Darsteller: Rudolf Hrusínský , Vlasta Chramostova , Jirí Menzel , Jana Stehnová , Milos Vognic
Originaltitel: Spalovac Mrtvol (1968)
Sprache: Tschechisch
Bild: Widescreen
Untertitel: Deutsch
Specials: Audiokommentar, Besichtigung der Krematorien, Booklet

Von Zeit zu Zeit gibt es Filme von zeitloser Qualität. Geboren aus dem Chaos einer spezifischen historischen Situation, gelingt es ihnen, Bilder zu finden, Worte zu formulieren, Zeichen zu verdichten. Aus dem Vortex des osteuropäischen Aufruhrs der späten 1960er Jahre, gezeichnet vom Trauma des zweiten Weltkrieges, ist DER LEICHENVERBRENNER ein solches Werk. Zeitlos, intensiv, beklemmend. Bildstörung ist das richtige Label, um ein solches Werk zu würdigen.

Prag, Ende der 1930er: Karl Kopferkingl führt ein perfektes Leben. Alles hat seinen Platz, er liebt die Arbeit so innig wie seine Familie, kümmert sich um seine Frau und die beiden Kinder genauso rührend wie um die Toten, die er einäschert. Dank seiner buddhistischen Überzeugung, dass die Verbrennung das irdische Leid verkürzt, geht er seiner Arbeit mit Begeisterung nach. Als ihm ein alter Freund von einer Partei erzählt, die gerade in Deutschland große Erfolge feiert, stellt sich für ihn plötzlich die Frage, ob er im Rahmen des Antisemitismus' nicht noch 'gründlicher' arbeiten könne.

In kontrastreichen Schwarzweißbildern, die sich in die Netzhaut brennen, erzählt der Film von einer soziopathischen Persönlichkeit, die den bürokratischen Vernichtungswahn der Nationalsozialisten in eine irritierende Logik überführt. Der Ordnungswahn fordert die rückhaltlose Auslöschung – der eigenen Kinder, der eigenen Existenz. Es bleibt die Asche.

Der Regisseur des Films ist sich dieser Qualitäten bewusst, wie zwei lange, persönliche Dokumentationen zeigen. Und er zeigt sich in seinen deutschsprachigen Ausführungen dieses schweren Erbes würdig. DER LEICHENVERBRENNER ist einer der wichtigsten Filme des europäischen Kinos und zugleich eine epochale DVD-Veröffentlichung.

Marcus Stiglegger