Die Legende vom Nil 4,5 / 5 Sterne DVD-Ausstattung: Bekannt wurde der Berliner Filmemacher Rüdiger Sünner mit seiner Dokumenation über Nazi-Esoterik: SCHWARZE SONNE. Doch bereits Jahre zuvor hatte er im Rahmen seines Studiums an der Berliner Filmhochschule einen prägnanten Versuch unternommen, Kunst, Zeitgeschichte und Spiritualität zusammenzudenken. DIE LEGENDE VOM NIL rekonstruiert auf essayistische Weise eine ebenso inspirierende wie spirituelle Reise: 1928 unternahm der Maler Paul Klee eine Reise nach Ägypten, denn er glaubte, dass seine Vorfahren aus Nordafrika stammten, und hegte Zeit seines Lebens eine tiefe Sehnsucht nach dieser Region. Bereits 1914 war er gemeinsam mit August Macke nach Tunis gefahren und hatte sich dort von Licht und Farben kreativ beeinflussen lassen. Geleitet von Klees Tagebuchnotizen folgt Sünner im seinem Film den Eindrücken des Künstlers durch bunte Bazare, geheimnisvolle Säulenanlagen und den Wegen der alten Barken den Nil hinauf. In meditativer Form überlagern sich Klees Malerei, sepiagetönte Aufnahmen aus Ägypten und - inspiriert durch Klees eigene Lektüre– mythologische Texte aus dem "Altägyptischen Totenbuch", die die Irrfahrt des Osiris beschreiben, der in der Unterwelt zahlreiche Abenteuer bestehen muss. Ruhige Offkommentare und lange Einstellungen gehen hier eine stilistisch geschlossene Symbiose ein. Ähnlich seiner späteren Reise auf den Spuren von Dag Hammarskjöld TREE OF LIFE (siehe :Ikonen: Heft 7) definiert auch Sünner - wie seine möglichen Vorbilder Chris Marker und Joris Ivens - seinen Essay als Reise: als vorsichtige Suchbewegung, immer sensibel für kleinste Details und unwillkürliche Strömungen. Wer Film als poetische und spirituelle Kunst entdecken möchte, sollte sich Markers SANS SOLEIL und Ivens EINE GESCHICHTE ÜBER DEN WIND ebenso ansehen wie diese faszinierende Etüde DIE LEGENDE VOM NIL. Ergänzend zum Film enthält diese DVD eine Lesung aus Sünners schönem Buch "Totenschiff und Sternenschloss", dass die Reise den Nil entlang noch einmal rückblickend betrachtet. Sünners Film erhielt den Prix du Documentaire Historique – Festival international du film d’arte Paris 1995 und das Prädikat: "besonders wertvoll". Marcus Stiglegger
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