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KOMMANDO
Necroinvasiv
CD, 13 Tracks, in einer Falthülle L.White
Obgleich diese Veröffentlichung beinahe zwei
Jahre alt ist, lohnt es sich doch, im Zuge einer neuen KOMMANDO-Veröffentlichung
noch ein paar Zeilen zum CD-Debut dieses Projektes zu verlieren.
Im allerersten Moment regt sich zugegebenermaßen
Skepsis: abscheuliches Cover, womit keine Bewertung des Designs, sondern
schlichtweg subjektiver Ekel gemeint ist, reißerischer Name, entsprechende
Songtitel - und das Ganze auch noch von L.White, was inzwischen leider
nichts Gutes mehr verheißt. Dieses Urteil ist angenehmerweise komplett
ungerecht, bei KOMMANDO handelt es sich um die ersten bekannten „musikalischen“
Gehversuche von Dan Courtman aka. Anton Knilpert. Dieser veröffentlichte
um 1993/94 herum zwei Tapes, deren Qualität sich leider nicht überprüfen
lies. Aber wenn es sich dabei musikalisch um ähnlich geartetes Material
wie auf dieser CD handelt, ist auf ihnen wohl eher übellauniger Krawall
zu finden. Auf der CD sind Aufnahmen aus ungefähr dieser Zeit gesammelt,
sehr anständig remastered und in passender Aufmachung veröffentlicht
worden.
Zunächst fällt auf, dass der Ton für ein
Remastering, vermutlich von alten Tapes, auffallend gut ausfällt.
Deutlich besser als vergleichbare Veröffentlichungen wie etwa die
sonst hervorragende LAST DOMINION LOST CD. Deutlich analog und fast angenehm
altbacken gestaltet sich das Gehörte. Es ist deutlich spürbar,
dass Courtman nicht einer von vielen nassforschen PE-Terroristen ist,
die versuchen, möglichst noch fieser, anstößiger und analoger
daherzukommen als die eigenen Idole. Dieses Material ist authentischer
und für damalige Verhältnisse auch angenehm innovativer Krach.
Am ehesten erinnert es an die frühen Galakthorrö Veröffentlichungen,
allerdings ist es in seinen poppigen Momenten deutlich harscher und im
Allgemeinen auch kühl-brutaler. Allerdings, und das mag nur subjektiv
so erscheinen, scheint auf diesem Tonträger bereits ein sarkastisch-bitterer
Humor durch, der gerade die aktuellen Erscheinungen des inzwischen als
feste Größe etablierten UMB-Labels stark spürbar durchzieht.
Dass dieses Material ausgerechnet jetzt wieder erscheint,
kann man mit ein wenig bösem Willen als Lehrstück für die
sich in Obszönitäten und Political Incorrectness ergehende Generation
MySpace sehen. Für alle, die es gerne fies und analog haben, ist
diese CD ein Fest, für die ältere Generation eine angenehme
Reise in die „gute alte Zeit“ und für alle, die es immer
modern und zeitgemäß brauchen, eine wohlverdiente Tortur.
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KOMMANDO
CrimeFactory
CD, 14 Tracks, in einer Papphülle
UMB
Dan Courtman betreibt weiter Resteverwertung im positivsten
Sinne: Die neue CD seines Debütprojektes KOMMANDO ist wieder eine
Sammlung alter Tracks, mit modernen Mitteln technisch ein wenig aufgepeppt
und in kleinem Rahmen veröffentlicht. Diesmal auf dem eigenen Label
UMB und verpackt in einer schlichten Papphülle mit kryptischem Artwork.
14 Stücke in knapp 52 Minuten ist mehr als fair, und nach dem gelungenen
Vorgänger ist man auch nicht mehr gar so skeptisch. Es bleibt beim
„Alten“: Courtman dröhnt, fiept, rauscht erneut mit betont
schlechter Laune durch die gesamte CD, allerdings deutlich abwechslungsreicher
als noch vor anderthalb Jahren. Fragmentarisch lässt sich sein späteres
Werk mit Thorofon und DogPop bereits erahnen. Stück Nummer sechs
ist nicht mehr nur leicht von poppigen Einflüssen durchzogen, sondern
bereits durchstrukturierter, rhythmisch orientierter und tanzbarer Industrialpop,
ohne die Ecken und Kanten, die dieser Musik ihren Charakter geben, auszulassen.
Im Mittelfeld wird es dann deutlich ambientlastiger und ruhiger, hier
herrscht verhaltener Pessimismus, nur leicht aufgebrochen durch die wütenden
Geräuschkaskaden der „typischeren“ Titel. „Tremorstate“
könnte schon wieder fast ein unveröffentlichtes Throbbing Gristle
Stück sein. So schwankt die CD immer wieder zwischen verschiedenen
Stilen, ohne allerdings dadurch inhomogen zu wirken. Alle Stücke
haben ihren gemeinsamen Nenner in Stimmung und Arrangement. Allerdings
fehlt wie immer bei solchen Sammlungen ein in sich geschlossenes Konzept,
was aber nicht besonders ins Gewicht fällt; das Gehörte gestaltet
sich dafür zu gut und wertig. Bleibt zu hoffen, dass sich im UMB-Keller
entweder noch mehr alte Bänder finden lassen, oder D.C. sich zwischendurch
mal wieder auf ähnlich geartete musikalische Pfade begibt. Es ist
immer schade, wenn solche Veröffentlichungen Lust auf mehr machen,
während das Projekt sich schon längst zur Ruhe gebettet hat.
Es bleibt nur zu sagen, dass KOMMANDO erneut eine
erquickend klassische CD veröffentlichen, ohne borniert und gezwungen
„oldschool“ zu wirken. Klare Empfehlung.
Daniel Novak
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