Ken Park

4,5 / 5 Sterne

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Anbieter: Legend Films / Universum Film
USA 2002
Regie: Larry Clark und Ed Lachman
Laufzeit: 91 Minuten
Bild: 1,85:1 (anamorph)
Ton: Deutsch (5.1), Englisch (5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch
Bonusmaterial: Interviews mit Larry Clark, Ed Lachman und Tiffany Limos, Trailer, Booklet mit Essay zum Film

Nach einer soliden aber schmucklosen Verleih-DVD erscheint mit Larry Clarks und Ed Lachmans Suburbia-Tragikomödie KEN PARK bei Legend Films nun die Nr. 5 der bereits renommierten Reihe "Kino kontrovers". Was mit dem Selbstmord des titelgebenden jungen Skaters Ken Park beginnt, wird in diesem Film mäandernd über verschiedene Episoden zu einem amerikanischen Vorstadtpanorama entfaltet, das nicht mehr die grausame Verbissenheit des Vorgängerfilms BULLY (empfehlenswerte Sunfilm-DVD) enthält. Auch wenn sich hier existenzielle Dramen um Mißbrauch und Mord abspielen, am Ende steht eine kleine Utopie: Die drei Protagonisten, die sich den Film über nie begegneten, finden hier in einer zärtlichen Orgie zusammen, die ganz im Zeichen einer Utopie der Liebe steht. Wo Langeweile und Aggression dominieren, wird diese sexuelle Begegnung zu einer Insel von Hingabe und Vertrauen. Das macht KEN PARK zum schönsten und sympathischsten Beitrag aus Clarks Trilogie einer zeitgenössischen Jugend, die einst mit KIDS begann.

Wie in seinen anderen Filmen lässt Clark den Schauspielern viel Raum und motiviert sie zu intensiven Höchstleistungen. Das bringt vielleicht nicht viele neuen Erkenntnisse, doch intellektuell will Kino wie KEN PARK gar nicht sein. Eher das ausgewogene Porträt einer Welt des Scheins und der Selbstverleugnung. Selten hat sich ein Filmemacher der viel diskutieren 'pornografischen‘ Details innerhalb der Inszenierung angemessener bedient als hier. Wo andere Filme auf Provokation zielen mögen, schafft KEN PARK eine weitgehende Annäherung und Intimität. Und das ist nicht zu ignorieren...

Mit den Noé-Filmen und Pasolinis letztem Meisterwerk SALÒ reiht sich diese Kauf-DVD von KEN PARK nun gelungen in eine Folge von Kinofilmen, die eine unauslöschliche Spur in der Filmgeschichte hinterlassen haben: Auch hier werden Grenzen überschritten, um kinematografische Ästhetik einen Schritt weiter auf das menschliche Leben zuzubewegen. Das ist aufregend anzusehen, manchmal auch lebensfroh und komisch - oder gar beängstigend, wenn man die religösen Ausfälle von Peaches' Vater miterlebt. Darstellerin Tiffany Limos erzählt dann im Interview auch von dem starkes Realitätsbezug solcher Charaktere. Die DVD bietet also einige (u.a. exklusive) Interviews mit Clark, Lachman und Limos, die einen Einblick in Clarks eher kumpelhafte Arbeitsweise gewähren. Ein Kommentar wäre schön gewesen, Clark muss sich wohl aber bis zuletzt dagegen verwehrt haben. Naja, der Film spricht schließlich mit prägnanten Momenten für sich...

Wirklich lobenswert ist die Systematik der DVD-Reihe, die Filme mit umfangreichen gedruckten Essays zu ergänzen. Das beiligende 24-seitige Heft dokumentiert mit Hilfe des Filmjournalisten Sascha Westphal die Karriere Clarks von seinen Fotobänden bis zu diesem Film, der vor allem filmästhetisch der Höhepunkt seines Werkes werden sollte. Kurz: Legend Films "Kino kontrovers" ist der in Deutschland noch immer seltene Fall einer Filmreihe, die man im Grunde bedenkenlos sammeln kann.

Nachtrag: Zwei kleine Fehler weist die an sich sorgfältig gestaltete Disc KEN PARK dennoch auf: Der deutsche Ton ist stellenweise leicht ansynchron, was auf Dauer etwas irritiert. Und den ganzen Film über findet sich am rechten unteren Bildrand eine Flimmerzeile, die optisch fast an einen Videodropout erinnert.

Marcus Stiglegger