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Die Nacht singt ihre Lieder
4,5 / 5 Sterne
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Anbieter: absolut medien
Regie: Romuald Karmakar
Bild: 16:9
Ton: Dobly Stereo, 5.1
Untertitel: englisch, französisch
Länge: 95 Minuten
Bonus: Audiokommentare von Karmakar und Peter Körte, Trailer, Ausschnitte
aus anderen Filmen des Regisseurs
Ein Film, über den die Presse spontan ihren Müll
auskippt, hat immer eine zweite Chance verdient. DIE NACHT SINGT IHRE
LIEDER, Romuald Karmakars Dialogdrama nach dem Theaterstück von Jon
Fosse, ist in der Tat sperriges Kammerspielkino in der Tradition von Fassbinders
DIE BITTEREN TRÄNEN DER PETRA VON KANT, ein Film, der von seinen
Schauspielern getragen wird - mit ihnen steht und fällt...
Für Karmakar und seinen Autor Martin Rosenfeld ist
das "eine Liebesgeschichte, die nicht glücklich endet."
Diese Unglück atmen bereits die ersten weißüberstrahlten
Bilder, aus denen sich Anne Ratte-Polle mit den Worten "Ich halte
das nicht mehr aus..." herausschält. Dabei ist die Disposition
denkbar einfach: "Ein junges Paar. Er liegt auf dem Sofa und liest.
Sie hält das nuicht mehr aus. Am Nachmittag kommen die Schwiegeetern,
Baby gucken. Abends geht sie aus. Der junge Mann wartet. Sie kommt zurück
- aber nicht alleine." Das geschieht in den Worten des Filmemachers
- eine ebenso klare wie einfache Fabel von Ende einer langjährigen
Liebe, die in Misstrauen, Überdruss, Depression und Kommunikationsunwillen
mündet. Er (Frank Giering) ist zugleich der Künstler in der
Krise: ein Autor, dessen Bücher niemand möchte.
Romuald Karmakar ist sichtlich geprägt vom Kino der
siebziger Jahre und der Musik der Achtziger. Er erschöpft sich nicht
in Dogma-Manierismen wie seine Kollegen in HALBE TREPPE oder LICHTER,
seine Bildsprache bleibt präziese, ruhig, konturiert ausgeleuchtet.
Jede Fahrt hat einen kontextuellen Sinn, die Schnitte werden sparsam gesetzt,
was einen ruhigen, beklemmenden Duktus ergibt. Hervorragend ist sein Einsatz
unterschiedlichster Musikstücke, die sowohl ironischen - bei der
Ankunft der Eltern - wie auch emotionalisierender Charakter haben - etwa
wenn sie vor der Tür grübelt oder in der Disco tanzt.
Die Besetzung der Hauptrollen ist herausragend, wobei das
apathische Spiel Gierings etwas gewöhnungsbedürftig erscheint
-er st später Sinn macht. Denn dann wird klar, wie weiter seine Resignation
bereits gediehen ist. Anne Ratte-Polle dagegen spielt ihren Charakter
bewusst 'falsch' - ähnlich phrasenhaft wie die Mutter, die kurz auftaucht.
All ihre Bekenntnisse wirken wie Kompromisse und Illusionen. Erst am Ende
wird deutlich, wohin diese Kommunikationsschwäche führt...
Die Gestaltung dieser absolut medien-DVD ist nicht herausragend,
mit einigen Regienotizen und einem informativen Kommentar bekommen wir
jedoch einiges an Zusatzinformationen geboten. Die dokumentarische Herkunft
Karmakars illustrieren dann Ausschnitte aus anderen Filmen. Warum allerdings
mehrere durchaus klanglich verschiedene Tonspuren zu finden sind, mal
mit mehr, mal mit weniger Hall, und warum sich die beiden Kommentarspuren
gleichen, wird ein Rätsel bleiben. Egal, der Film an sich rentiert
einen Kauf.
DIE NACHT SINGT IHRE LIEDER hat mich tief berührt...
Marcus Stiglegger
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