Kaliber 9
Defloration
(Nervours Nurse Productions 2006) CDr
Mit „Defloration“ erscheint nun das Debutalbum
eines jungen Projektes mit dem martialischen Namen „Kaliber 9“.
Beim Artwork bleibt man beim altbewährten morbid-Erotischen, denn
was für viele Bands schon funktioniert hat, kann ja für ein
angehendes Experimentalprojekt nicht verkehrt sein.
Auch Liedtitel wie „Masochrist“ oder „I will kill you“
zeugen zwar nicht von Innovation, allerdings ergibt es alles in allem
einen stimmigen visuellen Gesamteindruck, inzwischen leider häufig
eine Seltenheit.
Wie die Gruppe mitteilt handelt es sich hierbei um eine
Art ersten Versuch im elektronisch experimentellen Bereich Fuß zu
fassen.
Das angegebene Instrumentarium sticht vor allem durch eine besondere Betonung
einer E-Gitarre hervor, so scheint man musikalisch dann doch neue Wege
zu bestreiten.
Nicht nur durch die Gitarre beschleicht einen häufig das Gefühl
man hat es wohl mit Musikern aus dem metallischen Bereich zu tun. Die
einzelnen Lieder erinnern in der Struktur deutlich an den klassischen
Rockaufbau.
Meist bestehen die Tracks aus dunklen Synthesizer-Flächen
einem klar definiertem Rhythmus und eben besagter Gitarre, gerade von
dieser geht auch die Faszination größtenteils aus.
Einige Lieder werden noch von einer eher konservativen Krächz-Vocoder-Stimme
begleitet, die eher stört als zur Struktur der einzelnen Songs beizutragen.
Hier zeigt sich auch die Crux des ganzen Albums, ist man
Anfangs noch angesprochen von den stimmigen Synthie- und Gitarrenflächenklängen,
so weicht diese Faszination schnell einem „Dejà Vu“-Gefühl
sobald Rhythmus und Melodie einsetzen.
Irgendwie scheinen die Musiker nicht die Kompromißlosigkeit aufgebracht
zu haben, unbequeme Musik zu machen, so stören sie den positiven
Ersteindruck mit harmlosen Rythmen und unpassenden eher hochtönigen
Synthiemelodien. Dadurch wirkt das ganze Gebilde plötzlich sehr heterogen,
aber nicht in einem fordernden anspruchsvollem Sinne sondern eher unbeholfen.
So bleibt ein sehr ambivalenter Nachgeschmack zurück, einerseit beweist
man durchaus Gefühl für schwere, dennoch lebendige Töne.
Auf der anderen Seite fehlt die Stringenz.
Doch versteckt sich auch ein nahezu rundum gelungenes Lied
auf dem Tonträger, „kein neuer Morgen“ weiß auch
bei mehrmaligem Hören, gerade in der ersten Hälfte, zu gefallen.
Aufgrund des gelungenen Ansatzes und der schön schrägen Gitarre,
sollte man dem Album allerdings eine Chance geben.
Nur leider haben die Musiker angekündigt die Gitarre beim nächsten
Album wegzulassen, leider ein Schritt in die falsche Richtung.
Daniel Novak
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