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ITER
Label: Steelkraft Manufactory (SKM-14)
Format: CDR (Digipack)
Veröffentlichung: April 2011
][|][ wird schon alleine wegen seines, nur aus Sonderzeichen
bestehenden Namens, dazu verdammt sein, ein Dasein als Geheimtipp zu fristen.
Schließlich sind die jeweils paarweise angeordneten eckigen Klammern,
die durch einen senkrechten Strich gespiegelt werden kaum kommunizierbar.
Auch das Artwork nimmt diese obskure Symbolik auf und so finden sich in
dem komplett schwarzen Booklet ausschließlich graue Zeichen in ähnlicher
Ästhetik. Musikalisch bewegt sich „ITER“ in der Grauzone
zwischen Dark-Ambient und Noise, mit Schwerpunkt bei letztgenanntem Genre.
Schon beim ersten Hören fällt auf, dass die Stücke
immer aus dem Nichts beginnen – es gibt weder fade-ins, noch einen
wirklichen Aufbau der Titel. Wie sie beginnen, so enden sie auch: abrupt
Abbrüche lassen den Hörer für wenig Sekunden in einer angespannten
Stille, in der in den Ohren noch das Dröhnen nachklingt, bevor der
nächste Track wieder wie mit dem Lichtschalter angeknipst wird. Auch
musikalisch stehen alle Titel sehr eng beieinander und sind fast monoton
gleichförmig. Innerhalb der einzelnen Kompositionen herrscht wenig
Varianz – Strukturen sind nur als subtile Nuancen spürbar,
ansonsten dominiert formloses Dröhnen. Mit Hinblick auf den Titel
des Albums „ITER“, der die Abkürzung für „International
Thermonuclear Experimental Reactor“ darstellt und ein internationales
Kernfusionsprojekt bezeichnet, lässt sich ein Konzept hinter der
erdrückenden Monotonie erkennen: ][|][ scheint dem Atomenergiezeitalter
seine ästhetische Form geben zu wollen und den Versuch zu wagen einen
Reaktor zu vertonen. Unter dieser Perspektive wirken die Stücke tatsächlich
wie Aufnahmen aus einem Maschinenraum – was den meisten Menschen
als wirkliche Erfahrung verwährt bleibt, inszeniert ][|][ auf „ITER“.
Die beschriebene Monotonie, die sicherlich einer echten Eingewöhnung
bedarf, macht das Album zu einer akustischen Installation die eine Raum-Erfahrung
simuliert, beziehungsweise selbst entwirft, und den Hörer physisch
in seinen Bann zieht.
„ITER“ ist ein sehr konsequentes und kompromissloses
Konzeptalbum, das sicher nicht jedermanns Geschmack treffen wird: zu monoton
hämmern, dröhnen surren die Noise-Flächen und Obertöne.
Auch der extreme Minimalismus der Kompositionen befindet sich im Bereich
des Grenzwertigen. Genau so aber scheint „ITER“ sein zu wollen
und genau deswegen hebt es sich aus der Masse der Ambient und Noise Platten
hervor und funktioniert ausgezeichnet als Konzeptalbum. Ein Album mit
wenig musikalischer Vielseitigkeit, aber hohem Wiedererkennungswert.
Patrick Kilian
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