HUNGER - Special Edition
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Laufzeit ca. 91 min. PAL Color
Regie Steve McQueen
Darsteller Michael Fassbender,Liam Cunningham
Originaltitel Hunger
Produktionsland UK 2008
Altersfreigabe FSK 16
Bildformat 2.35:1 Widescreen
Ländercode 2
Extras 2 Disc-Set, ca. 200 Min. Bonus Interviews, Amnesty International
Trailer, Fragen an das Team, Beim Dreh
Untertitel Deutsch
Ton Deutsch, DTS Dolby Digital 5.1
Englisch, Dolby Digital 5.1
"Mein Leben in die Waagschale zu werfen ist nicht
nur das Einzige, was ich tun kann – es ist das Richtige."
Bobby Sands, verurteilter IRA-Terrorist, inhaftiert im berüchtigten
Maze Prison
Das internationale Körperkino hat schon einiges aufgeboten,
um extreme Entbehrung, äußerste Qual und Krise zu inszenieren.
So sahen wir Robert de Niro als Jake LaMotta in RAGING BULL langsam fetter
werden, Christian Bale als THE MACHINIST gefährlich abmagern oder
Marina de Van in IN MY SKIN die eigene Versehrbarkeit ausloten. HUNGER
geht einen weiteren radikalen Schritt: Auf Spielfilmlänge erleben
wir den langwierigen Hungertod des IRA-Märtyrers Bobby Sands. Regisseur
Steve McQueen findet dafür Bilder von trister poetischer Schönheit,
die seinen Film HUNGER zum nachhaltigen Erlebnis machen.
Für Iren ist er ein Held und Märtyrer, für
die Briten war er ein Terrorist. Bobby Sands ist 1981 im Alter von 27
Jahren im Maze-Gefängnis in Nordirland freiwillig verhungert. Mit
seinem Tod wollte er die britische Thatcher-Regierung zur Anerkennung
der IRA-Häftlinge als politische Gefangene zwingen, die eine Statusänderung
in der haft mit sich gebracht hätte. Nacheinander
sind ihm noch neun Mithäftlinge in den Hungertod gefolgt. Sands starb
am 5. Mai 1981. Fünf Monate später erlaubte die britische Regierung
den Gefangenen, Zivilkleidung zu tragen. Auch die meisten übrigen
Forderungen von Sands und seinen Leidensgenossen wurden in der Folgezeit
erfüllt, wenn die IRA-Häftlinge auch nie offiziell als politische
Gefangene anerkannt wurden.
HUNGER ist ein zermürbender und deprimierender Film,
der nie politisch polemisiert - und doch eine klare Position einnimmt.
Er verherrlicht Sands nicht als ideologischen Märtyrer, sondern zeigt
vielmehr die innere Logik des Systems auf, die zu den dramatischen Entwicklungen
führt. Dabei schafft er eine irritierende Multiperspektivik, die
mehrfach die Sichtweise wechselt. So beginnt er mit dem Privatleben eines
Wärters, der seine von Prügelfolter geschundenen Hände
pflegt. Dieser Umstand wird jedoch erst später verständlich.
Auch wechselt der Protagonist nach einem Drittel der Laufzeit, erst dann
tritt Sands ins Zentrum.
HUNGER reiht sich ein in die großen kritischen Gerfängnisfilme
von RIOT IN CELL BLOCK 11 über ESCAPE FROM ALCATRAZ und MIDNIGHT
EXPRESS bis hin zu AGAINST THE WALL. Nie wird der persönliche Drama
entkontextualisiert, immer bleibt ein pessimistischer Blick auf das Ganze.
Und so gelingt es McQueen eine international gerne vergessenes Drama in
Erinnerung zu rufen. Für seine Rolle magerte Michael Fassbender unter
medizinischer Aufsicht bis ans äußerste Minimum ab - über
diese Grenzerfahrung spricht er im interessanrten Bonusmaterial der Doppel-DVD.
HUNGER ist ein denkwürdiger und eindrucksvoller
Instant-Klassiker des modernen britischen Kinos. Erfreulich, dass solche
Filme hin und wieder die Verbreitung und Anerkennung finden, die sie verdienen.
Marcus Stiglegger, 11.9.2009
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